Dienstag, 31. Mai 2011

18 Jahre alt - Die letzten Sommerferien der High School

Ich nahm diesen Morgen ein Bad (um meinen Körper gelenkiger zu machen). Okaasan arbeitete fleißig umher und sagte wie heiß es doch wäre. Sie tat mir leid, weil ich es nicht so heiß empfand, also arbeitete ich an den Mathematikrechnungen, bis ich schwitzte.

Nach dem Mittagessen bekam ich Zahnschmerzen. Ich zog meinen Vorteil darauf zu Hause zu sein um zu weinen.
„Wie alt bist du?“, sagte mein Bruder. Das ist eine seiner Lieblingssprüche. Er packte etwas Eis in eine Plastiktüte für mich. Es kühlte meine Wange und ich schlief 2 Stunden lang recht bequem.
Als Okaasan nach Hause kam, gab sie mir etwas Shin Konjisui Schmerzmittel für meinen Zahn. Dann spielte ich gomoku mit meinem Bruder. Er schlug mich 8 zu 2. Ako kam wegen ihres Nebenjobs erst spät nach Hause. Auf meinen Wunsch hin hatten wir kaltes Tofu und Sashimi zum Abendessen.
Am Abend fiel ich wieder hin. Als ich aufgestanden war, um das Licht am Nachttisch abzudrehen, fiel ich... SLAP-BANG. Ich gab ein fürchterliches Geräusch von mir und Okaasan kam angerannt.
„Was ist passiert? Aya, du musst dein Hirn benutzen und auf die Dinge achten, die du bisher gelernt hast. Wenn du weiterhin hinfällst, wird es mir nicht möglich sein, unbesorgt zur Arbeit zu gehen.“
Als sie dies sagte, befestigte sie eine lange Schnur an die Kette, welche von der Lampe herabhing. Ich muss besser darauf aufpassen, was ich spät in der Nacht tue.

Ich räumte enthusiastisch mein Zimmer auf und dachte „Heute ist es soweit!“. Ich krabbelte auf meinen Knien herum, so dass der Staubsauger den Staub nicht besonders gut erwischte. Aber ich arbeitete verzweifelt daran. Ich fühlte mich hinterher gut.

Keiko kam, um mich zu besuchen.


Wie Wasserpflanzen
in einem Teich treibend,
Mit meiner Freundin redend,
Einander einfach nur anblickend,
Über unsere innersten Gefühle redend.
Meine Freundin mit ihren strahlenden Augen
Erzählt mir über ihre Träume.


Keiko redete viel über ihre Zukunftsträume. Ich fühlte, dass das der Weg war, wie wir zu Erwachsenen werden würden. Morgen ist der Tag, an dem ich wieder ins Krankenhaus gehen werde.

18 Jahre alt – Die Wahrheit verstanden zu haben

Heute erlitt ich einen großen Schock. Hier ist das Gespräch das ich mit der vierjährigen Rika führte:
„Aya, ich möchte so schwankend sein wie du.“
„Aber dann kannst du nicht mehr gehen oder laufen und du würdest es langweilig finden“, antwortete ich seelenruhig, „Wir haben deswegen mit mir schon genug Probleme."
„Gut, dann will ich nicht so sein“, sagte sie sofort.
Das passiert im Eingangsbereich. Okaasan war irgendwo im Haus. Ich frage mich, was sie dachte, als sie uns belauschte?

17 Jahre alt - Zukunft

Selbst in meinem Traum hatte ich schwache Beine. Ich erschien in meinem Rollstuhl (In meinen bisherigen Träumen bin ich immer gelaufen).

Jetzt kann ich keine sanften Bewegungen mehr mit meiner rechten Hand ausführen. Ich frage mich, ob Dr. Yamamoto mir deshalb vor einiger Zeit riet meine linke Hand trainieren, weil sie es hatte voraussehen können, dass meine rechte Hand schlimmer werden würde? Ich werde während der Sommerferien wieder ins Krankenhaus gehen und ich möchte sie was meine Zukunft betrifft um Rat bitten.

Durch das Gerede über die Zukunft ist es im Klassenzimmer sehr laut geworden. Ich möchte zur Aufnahmeprüfung des öffentlichen Dienstes antreten. Otou-san‘s Meinung ist, dass ich den Test machen kann, aber er möchte nicht, dass ich draußen arbeite, weil er sich um mich sorgt. Okaasan denkt nicht, dass ich es machen sollte. Auf Grund des Arbeitsweges würde es für mich unmöglich sein, die Arbeit zu schaffen. Ich weiß nicht, ob ich mich jemals von meiner Krankheit erholen werde, aber ich möchte mein Bestes geben, mit dieser Art von Arbeit als mein Ziel.
Im zweiten Semester waren die Lehrer damit beschäftigt,darüber zu reden Arbeit finden und was wir nach dem Eintritt in die Gesellschaft tun... Weil ich dumm bin, hatte ich begonnen ebenfalls so zu denken. Seitdem ich die Idee verworfen hatte, eine Universität zu besuchen, ist das Einzige woran ich denke einen Job zu finden. Ich begriff jetzt, dass ich den Satz „Arbeit finden“ so genommen habe, ohne meine tatsächlichen Fähigkeiten zu betrachten. Ich werde mehr Zeit damit verbringen müssen, darüber nachzudenken.

17 Jahre alt - Der Schulausflug

Ich dachte, es würde sehr schwer für mich werden auf einen Schulausflug zu gehen. Aber es scheint so dass ich letztendlich doch gehen kann. Okaasan wird mit mir kommen und Otou-san wird auf das Haus aufpassen.

Eine Aufnahme Meiner Eindrücke
Die Tauben und ich: Hiroshima Friedensdenkmal Park

Po-po-po“ und „Kuru-kuru“ gurrten die Tauben. Zunächst kamen sie nicht näher (Ich denke, sie hatten Angst vor dem Rollstuhl). Aber als ich ihnen etwas Vogelfutter entgegenhielt, kamen sie her und setzten sich auf meine Schultern, meine Armen und meinen Kopf. Es fiel mir auf, dass Tauben und die Menschen, welche die Bombe haben fallen lassen, sehr berechenbare Typen waren.
Ich ging vor ein paar Minuten durch das Friedensdenkmal-Museum. Hier drinnen war es dunkel. Nur die Ausstellungsstücke sind hell beleuchtet, so dass eine seltsame und schwere Atmosphäre entsteht. Es gibt eine Darstellung auf einem Bildschirm, die den Zeitpunkt der Bombardierung zeigt. Eine Mutter und ein Kind in abgenutzten Kleidern flüchteten Hand in Hand vor etwas. Alles um sie herum war rot und umgeben von Feuer. Es war dieselbe Farbe wie das Blutplasma, welches heraustrat, als ich hingefallen bin und mich geschnitten hatte.
„Es ist widerlich!“, murmelte Okaasan hinter mir. Sie neigte ihr Gesicht zur Seite und sagte „Ich sollte das nicht sagen, oder? Ich sollte 'Sie tun mir leid' sagen, weil sie das nicht wollten.“
Ich dachte nicht, dass es widerlich wäre. Das war nicht alles über die Bombardierung. Das war nicht alles über den Krieg. Ein einfaches Kind wie ich, das nichts über den Krieg wusste, gab vor, so mutig zu sein.
Auf dem Bildschirm waren gefaltete Kraniche von Sadako, welche an der A-Bombenkrankheit verstarb. Sie waren aus einem roten, transparenten Wachspapier gemacht.
Ich möchte nicht sterben! Ich möchte leben!
Ich fühlte, als könnte ich Sadako‘s Weinen hören. Aber was für eine Krankheit ist die A-Bombenkrankheit? Es gibt Menschen, die auch nach 35 Jahren noch daran leiden. Also ist es eine ererbbare Krankheit? Ich fragte Okaasan, aber sie wusste es nicht so genau.
Es gab ein ausgestopftes Pferd mit Narben, durch Hitzeeinwirkung verbrannte Dachziegel, schlaff geschmolzene 1,8 Liter Sake Flaschen, etwas verbrannter, schwarzer Reis in einer Aluminium Lunchbox, abgetragene Kleidung, die Menschen während des Krieges trugen, etc.
Die Realität all dieser Dinge übt einen erbarmungslosen Druck auf einen aus. Wir haben den Krieg nicht erlebt. Aber wir können uns nicht abwenden und vortäuschen nichts darüber zu wissen. Ob wir es wollen oder nicht, wir müssen zugeben, dass viele Menschen während der Bombardierung in Hiroshima, Japan, starben. Ich denke, die beste Erinnerung für diejenigen, die starben, ist es zu versprechen, dass wir solch ein Drama nie wieder passieren lassen.
Nach einer Weile bemerkte ich, dass ein paar Grundschüler aus Hiroshima im Museum waren. Sie sahen sich die Ausstellungsstücke und mich im Rollstuhl mit dem gleichen Blicken an, als ob sie etwas Schreckliches sehen würden. Ich dachte, ich sollte mich nicht um die Augen Anderer kümmern.
„Vielleicht sind sie keine Rollstühle und Rollstuhlfahrer gewohnt.“
Mit diesem Gedanken konnte ich mich auf die Ausstellung konzentrieren. Suzuki-Sensei rief nach uns und wir gingen die Treppe hinab. Ich fühlte mich froh darüber den unbequemen Augen und der schweren Atmosphäre zu entkommen.
Draußen hatte es angefangen zu nieseln. Okaasan versuchte einen Regenmantel um mich zu legen während ich in meinem Rollstuhl saß. Ich versuchte sie aufzuhalten und sagte „Das ist uncool“. Aber niemand sonst sagte etwas, also tat ich widerwillig das, was sie sagte. Sie legte auch ein Handtuch über meinen Kopf.
Das frische Laub im Garten war schön. Die Bäume waren vom Regen ganz nass. Sie schienen unter dem wolkenbedeckten Himmel. Die frischen, gelb-grünen Blätter der Campher Bäume sahen wunderschön aus, im Gegensatz zu ihren schwarzen Stämmen. Ich wollte sie zeichnen.
Wir liefen tiefer in das Grün hinein und kamen zur Friedensglocke. Das abgerundete Dach wurde von vier Säulen gestützt, welche das Universum darstellten. Die sterbenden, im Teich zurückgebliebenen Lotusblätter, welche die Glocke umgaben, schienen auch eine Geschichte zu besitzen.
„Jeder, der die Glocke läuten möchte, kommt hier her“, sagte einer der Lehrer.
Ich sah hinüber. Terada-san und Kasuya-kun läuteten sie.
DONG... DONG...
Das Geräusch mit einem bleibenden Schall verschwand in der Entfernung.
„Ich höre dem Geräusch dieser Glocke zu und wünsche mir 'Frieden', so dass ich tun sollte was auch immer ich kann, selbst wenn ich nicht die Glocke läuten werde.“
Daran denkend schloss ich meine Augen und betete.
Wegen des Regens hatte das Wasser im Oota Fluss die Farbe von Erde. Nachdem die Bombe fallen gelassen wurde, war er mit verletzten Menschen erfüllt. Sie weinten „Es ist so heiß, so heiß!“ Es war erschreckender mit dieses Szenario vorzustellen die Ausstellungsstücke im Museum anzusehen.
Die Tauben kamen und setzten sich, eine nach der anderen, auf meine Schultern und Arme. Ihre Füße waren weich und warm. Sie versammelten sich um mich herum, pickten das Futter, welches ich festhielt. Es gab viele von ihnen. Es sind wilde Tauben, also sind sie nicht besonders hübsch. Ich fand eine mit schlechten Beinen. Sie lief, obwohl sie eingeschränkt war. Ich versuchte verbissen nur die Behinderte zu füttern. Aber ich konnte es nicht besonders gut. Es waren so viele Tauben im Park, so dass ich beschloss, dass es nur natürlich wäre, dass ein oder zwei behindert waren.
Wenn eine ernsthaft behindert wäre und nicht laufen könnte, wie ich, vielleicht könnte sie nicht leben. Es kam mit in den Sinn, dass ich dankbar dafür sein sollte, als Mensch geboren worden zu sein und deswegen leben kann.
Wünsche ich mir 'Frieden', weil ich ein Mensch bin, der nur in einer 'friedlichen' Welt überleben kann? Das ist ein eher beschämender Wunsch.
Nach einer Weile fühlte ich, dass ich auch den anderen Tauben ein Stück Vogelfutter geben wollte, nicht nur derjenigen mit den schlechten Beinen. Als ich die Tauben mit ihren schwankenden Schritten sah, wie sie das Futter aufpickten, dachte ich über den Sinn von 'Fürsorge' nach, den wir in unserer menschlichen Welt haben.

17 Jahre alt - Ein Schüler im dritten High School Jahr

Als ich daran dachte, dass mein Leben im Internat bald ein Ende nehmen wird, steckte ich meine Nase dieses Jahr übermäßig in das ausführende Komitee. Ich habe auch viel für die Weihnachtsfeier gearbeitet, war verbissen darauf bedacht alle zu unterhalten. Ich war so beschäftigt. Aber ich war dieses Jahr mit mir selbst zufrieden, da ich verschiedene Aktivitäten zum Wohle der Anderen unternommen habe.
„Ich werde mich nicht von kleinen Dingen schlagen lassen“, sagte Okaasan, „Also wirst auch du, Aya, den andauernden Krieg standhalten.“
Ich schämte mich, weil ich nur an die Gegenwart dachte. Der Frühling wird bald vorbei sein. Als ich meine Hand aus dem Autofenster hielt um Blütenblätter zu einzufangen, welche umher wirbelten, konnte ich Okaasan tiefe Liebe spüren. Das schenkte mir ein wenig inneren Frieden.

Ich habe mehr Angst am Morgen aufzustehen, als abends alleine ins Bett zu gehen. Ich brauche etwa eine Stunde um meinen Futon zusammenzufalten und meine Uniform anzuziehen, eine weitere halbe Stunde um auf die Toilette zu gehen und dann 40 Minuten um zu frühstücken. Wenn sich mein Körper nicht reibungslos bewegt, brauche ich sogar länger. Ich habe nicht einmal die Zeit um jemanden ins Gesicht zusehen und „Guten Morgen“ zu sagen. Ich neige dazu die ganze Zeit auf den Boden zu sehen. An diesem Morgen fiel ich wieder hin und habe einen fiesen Schlag gegen das Kinn bekommen. Ich sah nach, ob es blutete. Das tat es nicht, also war ich beruhigt. Aber ich weiß dass ich in einigen Tagen dank der blauen Flecken an meinen Schultern und Armen Schmerz verspüren werde.

Ich habe meinen Gleichgewichtssinn in der Badewanne verloren und sank blubbernd ins Wasser. Seltsamerweise fühlte ich mich nicht so als würde ich sterben. Jedoch sah ich eine transparente Welt. Ich glaube, dass der Himmel so ähnlich ist...

Ich lege meine Hand an meine Brust.
Ich kann fühle wie mein Herz schlägt.
Mein Herz arbeitet.
Ich freue mich. Ich lebe noch!

Das Zahnfleisch über meinen rechten Vorderzähnen ist geschwollen. Nerven sind wieder abgestorben.

Ich ging mit der Behindertengruppe auf einen Nachtausflug. Viele Freiwillige kamen mit um nach uns zu sehen. Wie ein in der aufsässigen Phase steckendes, dreijähriges Kind, musste ich wieder und wieder sagen „Ich kann das alleine, also werde ich es auch tun!“ Das fachte mein Gewissen an. Etsuyo isst ihr Essen im Liegen. Ein Mädchen, welches vorbeiging, sah sie mit einem merkwürdigen Blick an.
Ich bin froh, dass ich im Sitzen essen kann. Ich fing an den Gedanken zu verfolgen, dass wir Behinderte wohl wirklich alle gleich sind, auch wenn unsere Behinderungen unterschiedlicher Formen haben.

Rika, meine vierjährige Schwester, war bei uns. Sie sagte etwas Grausames:
„Du bist nicht sehr schön, Aya, weißt du, weil du schwankst.“
Als ich das hörte, spuckte ich meinen Tee unfreiwillig wieder aus. Kleine Kinder können so fies sein, weil sie Dinge ganz direkt sagen ohne daran zu denken, dass jemand deswegen verletzt sein könnte.

Montag, 30. Mai 2011

17 Jahre alt - März

Alles Gute, Ako und Hiroki, zum Abschluss der Junior High School. Jetzt müsst ihr euch den High School Aufnahmeprüfungen entgegenstellen. Viel Glück!

Sich danach fühlen in die Felder zu gehen
um die ergiebigen Zinnkrautsprossen zu sammeln.

Der Frühlingsregen nieselt leise nieder.

Dieser Frühling bringt nur Einsamkeit.

Ich bin wirklich besorgt um meine Zukunft. Ich habe meinem Leben bereits den Rücken zugewandt ohne das es mir bewusst war. Was ist mit meinen Hoffnungen für die Zukunft passiert? Ich kann nicht länger ernsthaft darüber nachdenken, was ich in der Zukunft werden will. Lass gut sein. Die Wellen meines Schicksals haben mich weggespült. Ich weiß nicht einmal mehr, welche Tätigkeiten noch für mich übrig geblieben sind.
„Es wird ein nächstes Jahr geben“, sagte Okaasan.
„Ich habe nur ein Jahr“, dachte ich.
Ich weiß nicht mehr, wie ich die Lücke zwischen unserem Denken schließen soll.

Die Studenten, die jeden Tag vom Aoi Tori Gakuen Medical Welfare Center zur Schule kommen – und jene, die schon im Internat leben seit sie jung waren – sind anders als ich. Sie haben keine Bedenken und scheinen ihr Leben reibungslos zu leben.
„Wir machen uns nichts aus einer Schwindelei, aber sei wenigstens pünktlich!“
Weil ich immer langsam und spät dran bin, höre ich von R-Sensei und der Hausmutter dieselben Dinge. Aber nimm zum Beispiel das Saubermachen: Ich bin langsam, aber ich möchte immer noch ordentlich saubermachen. Ich kann da nicht schwindeln...

Die Hausmutter I ist sehr freundlich. Sie umgibt mich mit einer mutterähnlichen Liebe. Ich mag sie sehr gerne, weil ich mich in ihrer Nähe entspannt fühle. Sie sagt, sie kann nachts nicht gut schlafen, also denke ich darüber nach ihr ein Stofftier zu geben. Hausmutter Y ist diejenige, die mich immer antreibt und wiederholt, dass ich langsam bin. Aber sie beobachtete mich still an einem anderen Tag für etwa zehn Minuten, als ich den drei Meter breiten Flur im Wohnheim überquerte. Ihre Freundlichkeit unterscheidet sich in der Qualität.

Ich habe mitgehört, wie Okaasan mit einer der Hausmütter redete:
„Ich werde Aya mit mir nehmen, wenn ich sterbe.“
Ich wusste nicht, dass sie so weit voraus denkt. Ich merkte, dass es Mutterliebe war.

Ich vergaß den Knopf der Maschine (mein elektrischer Rollstuhl) zu drücken um ihn aufzuladen, so dass er aufhörte, eine Maschine zu sein. Ich hatte Schwierigkeiten. Ich drückte mich mit aller Kraft, die ich hatte, der Steigung entgegen. Ich spürte einen Schmerz in meiner unteren Rückengegend. Ich machte eine kurze Pause auf dem Verbindungsflur des zweiten Stockwerkes. Ich konnte sehen, dass sich etwas Kleines auf der Hangseite bewegte, wenn ich auf den Grund sah. Es war ein Welpe. Er sah einsam aus.
Gerade da kam ein Lehrer vorbei. „Ah, Hunde mögen auch nette Szenarien!“
Es traf mich, dass die Gefühle, die man gegenüber etwas empfand, das nicht sprach, variierten – je nachdem welche Person es in diesem Moment war oder wie die eigene Stimmung lag.

Was soll ich nach meinem Abschluss tun? In den vergangenen zwei Jahren ist meine Krankheit weitaus schlimmer geworden. Okaasan sagt, dass ich mich darauf konzentrieren soll, die Behandlung abzuschließen, in dem ich Dr. Yamamoto ausfrage. Es kommt nicht mehr drauf an, ob ich mich selbst motivieren kann oder nicht. Es ist auch nicht die Zeit, Aufmunterungen zu erwarten. Ich muss einfach weitermachen.
Ich legte meinen Fuß unter dem kohatsu beheizten Tisch und aß ein paar Snacks, die Ako mir da gelassen hatte. „Kopf hoch, Aya!“, hatte sie mir gesagt.

In letzter Zeit fühle ich mich etwas merkwürdig. Manchmal ist meine Sicht verschwommen und mein Gehirn fängt an zu wirbeln. Die Form meines rechten Fußes hat sich ebenfalls verändert. Das Gelenk meines großen Zehs ragt hervor und die anderen Zehen sind gewissermaßen flach. Ich fühle mich angewidert, wenn ich daran denke, dass das mein Fuß ist. Jetzt bin ich 149 Zentimeter groß und wiege 36 Kilogramm. Ich hoffe mein Fuß wird nicht die Kraft verlieren, meinen Körper zu unterstützen.
Hörst du mich, hässlicher Fuß?

„Mir geht es schlechter und ich kann nicht mehr laufen“, sagte ich zu Hausmutter G, als sie mir half meinen Rollstuhl aufzuladen, „Es gab eine Zeit, als meine Krankheit sanfter ausgeprägt war und ich laufen konnte. In diesem Stadium konnte ich auf andere im Wohnheim aufpassen. Aber ich kam her, nachdem ich ziemlich hilflos wurde und nun müssen andere Leute mir helfen. Das tut mir ehrlich leid...“
Gegen Ende war es schwierig die rechten Worte auszusprechen, weil ich nicht verhindern konnte zu weinen.

Okaasan weinte.
„Es war dein Schicksal krank zu sein und es war ebenso unser Schicksal als Eltern ein Kind wie dich zu haben. Aya, ich bin mir sicher dass du eine schwere Zeit hast aber wir haben eine noch viel schwierigere Zeit. Also werde gegenüber belanglosen Dingen nicht nachlässig. Du musst stark bleiben!“

Als ich zurück zum Wohnheim ging um meine Sachen zu wechseln und mich für die Sportstunde fertig zu machen, blieb etwas Schleim in meiner Kehle stecken. Ich würgte mich fast zu Tode. Ich kann keinen Druck vom Bauch her bekommen und ich habe auch nicht viel Lungenkraft, also konnte ich es nicht loswerden. Es war sehr schmerzhaft. Ich fühle definitiv, dass ich eines Tages wegen solch einer unbedeutenden kleinen Sache wie diese sterben werde.

Samstag, 28. Mai 2011

17 Jahre alt - Mahlzeiten

Ich kann nicht länger gut genug mit Essstäbchen umgehen. Mein rechter Daumen biegt sich nicht genug und die anderen Finger werden steif und bewegen sich nicht, daher kann ich keine Dinge zwischen meinen Essstäbchen festhalten. Die Art wie ich jetzt esse, entwickelte sich von alleine. Ich habe mir meine eigene Art zu essen angewöhnt.
Das Menü für diesen Abend beinhaltete Reis, frittierte Garnelen, Makkaroni Salat und Suppe. Zuerst gab ich den Makkaroni Salat über den Reis. Ich mache das mit allen feinen, kleineren Dingen. Ich kann die frittierte Garnele festhalten weil sie groß ist, aber ich bin nicht besonders gut bei Nudeln (obwohl ich Udon liebe).
Ich muss beim Schlucken aufpassen. Ich würge oft, also muss ich mit einem guten Timing essen, meinen Mund in einem bestimmten Rhythmus bewegen, meinen Atem anhalten und dann schlucken.
Chika, meine Mitschülerin, kann ihre linke Hand nicht besonders gut bewegen, also führt sie ihren Mund nahe an die Schüssel, um zu essen. Teru-chan tut alles, wie Reis, die Beilagen und Zutaten der Miso suppe, auf ihren Teller und isst sie dann. Ich bin irgendwo dazwischen.
Ich kann meine linke Hand benutzen, also kann ich eine Schüssel festhalten. Das bedeutet, dass ich vortäuschen kann wie eine normale Person auszusehen.
Vor einer langen Zeit habe ich Buch von Suzuki Kenji, dem Fernsehsprecher, gelesen. Darin sagte er, dass wenn sich zwei Behinderte bei einem 'arrangierten Hochzeitstreffen' begegnen, sie als erstes ihre Schwächen aufdecken sollten. Ist meine Art zu essen eine Schwäche?
„Bin ich auffällig, weil ich so langsam bin?“, fragte ich die Hausmutter.
„Noch mehr als das“, antwortete sie, „habe ich Mitleid mit dir.“
Es war eine sehr schockierende Bemerkung.
Ich tut mir leid für  Okayo, dass ich die Leute alles für mich tun lassen muss. Behinderte Menschen sind in zwei Kategorien einzuteilen: ernste Fälle und leichte Fälle. Ich gehöre den ernsten Fällen an.

17 Jahre alt - Frustration

Einer der Lehrer hielt mich heute auf und sagte, „Aya, fühlst du dich frustriert?“
Ich war sprachlos. Ich nehme an, dass sie das aus meinen Fragen, meinen Aufsätzen, meinen Zeichnungen, etc. aufgefasst haben. Aber verdammt! Wie können sie das, was in meinem Herzen ist, als einfache Frustration bezeichnen?
Von einem gesunden Körper, bin ich zu einer behinderten Person geworden und mein Leben hat sich deswegen gewaltig verändert. Doch vor allem schreitet meine Krankheit weiter voran. Jetzt kämpfe ich gegen mich selbst. Ich kann keinen Sinn der Zufriedenheit fühlen, während ich kämpfe. Während ich durch all diese Sorgen und dieses Leiden gehe, gebe ich mein Bestes, um meine Gefühle zu ordnen. Ich weiß, dass sich nicht alles alleine dadurch löst dass ich jemanden frage mir zuzuhören, aber ich möchte dass sie es versuchen und verstehen wie ich mich fühle und mich unterstützen, auch wenn es nur ein bisschen ist. Deswegen fragte ich Suzuki-Sensei, zeigte ihm mein Notizbuch, welches alle meine Gedanken und Sorgen beinhaltet. Andere Lehrer sagen mir, dass ich versuchen soll, es für mich zu verarbeiten.
Aber ich kann es nicht mehr ertragen, weil die Last auf meinen Schultern zu schwer ist.
„Sehe ich so aus wie ein Mädchen, dass die pure Frustration repräsentiert?“, fragte ich Okaasan.
„Jeder leidet unter Frustrationen“, antwortete sie, „Es ist besser tapfer zu sein und zu sagen, was du gerade denkst. Wenn du dich später darüber sorgst, was man zu dir sagt oder die Dinge, die du einmal hattest, werden sie denken dass du dir immer um etwas Gedanken machst.“
Ich weiß, dass ich nicht schnell reagiere. Manchmal gestehe ich mir selbst nicht ein, dass ich behindert bin.
Ich treibe in den Tiefen der Verzweiflung. Aber merkwürdigerweise fühle ich mich nicht danach zu sterben, weil ich spüre, dass eines Tages in der Zukunft eine Zeit der Freude kommt..
Jesus Christ sagte, dass Leben in dieser Welt ist ein göttlicher Test.
Meinte er, dass wenn man lebt, man auf sich selbst nach dem Tod umsehen soll...? Ich muss die Bibel lesen.

17 Jahre alt - Eine Sprachstörung

Ich habe Schwierigkeiten damit die ma, wa und ba Spalten der Kana Silbentabelle, auch die Silbe n richtig auszusprechen. Während des Chemieunterrichts wurde ich aufgerufen um zu antworten. Ich wusste, die Antwort war mainasu (minus), aber ich konnte es nicht aussprechen. Mein Mund kann es richtig formen, aber ich kann den Laut nicht äußern. Es kommt nur Luft heraus. Deswegen kann ich mich nicht verständlich machen.
An diesen Tagen rede ich oft zu mir selbst. Bis jetzt mochte ich das nicht, weil ich dachte, es würde mich dumm wirken lassen, aber ich denke, ich werde es jetzt ein wenig öfter versuchen. Es ist eine gute Übung für meinen Mund. Egal ob nun jemand da ist oder nicht, ich rede...

Ich dachte darüber nach, mich als Kandidatin für die Position im Sekretariat des Schülerrates zu bewerben. Ich hatte diesen Weg schon einmal eingeschlagen als ich in der fünften Klasse der Grundschule war. Es wird eine öffentliche Debatte zwischen den Kandidaten geben, also muss ich Sprechtraining betreiben. Ah, es gibt so viele Dinge zu tun, inklusive trainieren und lernen. Ich stecke bis zum Hals drin. Ach du meine Güte!
Ich erinnere mich an einen großen Kampf mit einem meiner Klassenkameraden aus meinen Grundschultagen. Eines Tages ging ich mit meinen Hund Kuma ein Stückchen spazieren. Meine Klassenkameradin war mit ihrem großen Bruder und ihrem Hund ebenfalls dort. Der Streit begann, weil sie ihren Hund auf Kuma hetzte.
„Warum hast du das gemacht?“, fragte ich sie.
„Weil mein Bruder mir gesagt hat, dass ich das tun soll“, antwortete sie.
Ich rastete aus und sagte, „Also würdest du auch nachzudenken töten, wenn dir dein Bruder sagt, du sollst es tun? Er hat nicht immer recht, oder?“ (Es ist die Art von Logik, die Okaasan mir beibrachte).
Aber sie wollte ihren Hund nicht aufhalten. Da brach ein großer Kampf zwischen uns Menschen aus. Es war so heftig! Es war so intensiv! Ich hörte selbst dann nicht auf, als mein Kopf in einen Bach gedrückt wurde. Mein kleiner Bruder und meine Schwester unterstützten mich.
Ja, mit solch einer Stärke und solch einem Sinn von Gerechtigkeit sollte sich Aya definitiv um die Position im Schülerrat bewerben.

Meine Sprachstörung wird immer auffälliger. Wenn es zu einer Unterhaltung kommt, brauchen beide Seiten jetzt sehr viel Zeit und Geduld. Wenn ich an jemanden vorbeigehen will, kann ich nicht sagen, „Ähm, Entschuldigung...“. Ich kann keine richtigen Unterhaltungen führen, sofern die Person, mit der ich reden will, und ich selbst uns nicht auf Zuhören und Reden vorbereiten. Ich kann nicht einmal Glücksmomente in der Art ausdrücken, dass ich sage „Der Himmel ist wunderschön. Die Wolken sehen aus wie Eiscreme.“
Ich bin sehr frustriert.
Ich bin gereizt.
Ich fühle mich miserabel.
Ich fühle mich traurig.
Und zum Schluss purzeln mir die Tränen aus den Augen.

17 Jahre alt - Jahresende

Ich schrieb meine Neujahrskarten. Ich weiß nur ein paar der Postleitzahlen – inklusive 440 (für Toyohashi) und zwei oder drei andere. Ich traf auf verschiedene Zahlen dieses Jahr, weil ich meine Lehrer und Freunde an der Okayo kennen gelernt habe. Japan ist ein riesengroßes Land.

Alle sind damit beschäftigt den Jahresputz zu erledigen, Reiskuchen zu machen und einzukaufen. Was soll ich tun?
„Aya, du bist in guter Form, stimmt‘s?“, sagte Okaasan, „Kannst du den Boden wischen?“
„Sicher.“
Okaasan drückte die nassen Lappen für mich aus und legte sie dann in gewissen Abständen zueinander auf den Boden. Ich verliebte meine Begeisterung für Neujahr. Warum kann ich mich nicht erfrischt fühlen und über Neujahrsvorsätze nachdenken? Ich schrie laut auf, fühlte mich als wäre ich steckengeblieben. Mein Bestand fällt weiter.

Ein Sensei an der Higashi High School sagte einst, „Was wichtig ist um ein Problem der modernen, japanischen Sprache zu lösen, ist zu begreifen was ist Frage ist und ihr mit aufgeschlossenen Gedanken zu folgen. Um aufgeschlossen zu sein darfst du keine Vorurteile haben. Für diesen Zweck musst du viele Bücher lesen. Je mehr du liest, umso weniger Vorurteile wirst du haben.“
Ja, ich werde eine Menge Bücher lesen und mich mit den vielen verschiedenen Zeichen auseinandersetzen. Ich habe bemerkt dass Rücksicht auf andere und deren Gefühle genauso durch Lesen gepflegt werden kann. Von Zeit zu Zeit höre ich auf zu reden, wenn ich beschlossen habe, dass ich nicht verstanden werde, egal wie sehr ich es auch versuche. Zu oft habe ich es später bereut und dachte, dass ich es hätte anders machen sollen. Darum bin ich weiterhin niedergeschlagen.

Ich habe mich dazu entschlossen, meine erste Kalligraphie für das neue Jahr zu schreiben. Ich nahm einen neuen, dünnen Schreibpinsel heraus und rieb einen Tuschestab ab. Es ist schwierig ohne Vorlage zu Kalligraphie zu schreiben. Ohne Vorlage zu leben ist noch schwieriger.
Nachdem ich eine Weile geübt hatte, schrieb ich ein gutes Abbild des Zeichens sunao (sanftmütig).

Mittwoch, 25. Mai 2011

17 Jahre alt - Herbstliche Veranstaltungen

Das Schulfestival
Okaasan und meine Schwester kamen. Okaasan sagte sie war den Tränen nahe als sie I-Sensei auf der Bühne tanzen sah.
„Wieso?“, fragte ich.
„Vielleicht kommt dass daher dass sie so wirkte als würde sie sich so sehr bemühen. Auf einer normalen Schule führen nur die Schüler etwas auf, stimmt’s? Es bewegte mich das ein Lehrer etwas ernsthaft zusammen mit seinen Schülern aufführt. Ich denke darum kamen mir die Tränen. Und dann war da auch dieser Junge, der einen Affen spielte, und herumlief wie jemand der an geistiger Lähmung litt. Aber in Wahrheit kann er nicht anders als so zu gehen. Vielleicht lag es daran dass diese Rolle perfekt für ihn war das jeder gelacht hat. Dass ließ mich nur noch mehr weinen.“
Es streckte mich nieder dass ich meine Heulsusen-Gene von Okaasan geerbt hatte.
„Aber Okaasan“, antwortete ich, „April herum, als ich sah wie S-chan hinfiel und lachte, dachte ich sie wäre übermenschlich. Ich fragte mich ob ich wohl jemals so stark werden könnte. Aber heutzutage kann sogar ich darüber lachen hinzufallen. Ich denke sie lachten alle weil sie das Affenkostüm des Jungen gesehen hatten und nicht darüber wie er ging.“

Der Undokai Athleten Treffen
Ich konnte mir nie vorstellen dass eine Schule für Behinderte ein Athleten Treffen haben würde. Ich wunderte mich wie die Schüler möglicherweise herumlaufen würden wenn sie nicht gehen konnten… (Ich vergaß völlig dass einige Menschen gehen konnten und dass es Rollstühle gab.)
Da war ein wahrer Sinn der Erfüllung darin etwas zu beenden indem man Andere half oder mit ihnen zusammenarbeitete und bei etwas mitzuwirken dass fehlte.
Die Schüler in ernsterer Verfassung erstellten einen kreativen Tanz und führten ihn selbst auf. Als es Zeit für die Herbstblätter war zu fallen erwischte ich sie falsch und ließ sie fallen. Allerdings tanzte ich so gut es ging, genau wie ein Schmetterling (zumindest in meinem Herzen…)
Weil wir alle ernste Fälle waren dachte ich es wäre unmöglich eine schöne Aufführung zu präsentieren. Aber ich war überrascht als ich das Video in der Bücherei ansah. Was für eine wunderbare Show wir zeigten! Wir können es, wenn wir es versuchen.
Einen starken Eindruck, der verbliebt, war es aufzublicken und das frische Blau des Himmels zu sehen während ich tanzte.
Ich denke der größte Unterschied zwischen dem und dem Athleten Treffen an der Higashi High School  ist dass ich mich vom Außenseiter zu jemand verändert habe der involviert ist.
Ich habe meine Meinung geändert: Nun realisiere ich dass ich, wenn ich es nur hart genug versuche, Dinge schaffen kann von denen ich dachte dass sie aufgrund meiner ernsten Kondition nicht möglich wären.
Die Lehrer ermutigten mich. Sie sagten Dinge wie, „Aya, du kannst es wenn du es versuchst! Die Aufführung wird großartig, “ und „Der Tanz wärmte auf als du die Blätter fallen ließt!“
Yamamoto-Sensei sagte etwas Ähnliches: „Kleine Aya, ich denke etwas in deiner Denkweise hat begonnen sich zu verändern denn nun bist du dir bewusst, dass du jemand bist der involviert ist.“

Suzuki-Sensei kam von seiner Langzeitstudie und dem Trainingskurs zurück. Er erzählte mir dass er studierte während er die Zeit mit Kindern verbrachte sie an schweren, körperlichen Behinderungen litten.
„Einige sind 10 Jahre alt aber ihr mentales Alter ist immer noch das eines einjährigen Babys, also antworten sie auf nichts. Sie nehmen alles in ihren Mund, selbst einen Stein oder Dreck… Als ich diese Kinder ansah realisierte ich dass es eine Art Beratung geben muss, die für Babys geeignet ist. Punkt ist das wir endlose Bemühungen machen müssen und gute Techniken brauchen  um eine angemessene Beratung für jedes Individuum zu erzielen. Jeder gibt sich große Mühe – diejenigen mit einer schweren, körperlichen Behinderung, die Lehrer die sie führen und du und ich, Aya. Also lass uns dran bleiben, okay?“
Seinen Worten lauschend fühlte ich mich eher beschämt und undankbar. Bisher dachte ich dass ich nicht solche Schmerzen haben würde wenn meine Intelligenz in denselben Proportionen abnehmen wurde wie mein lästiger Körper…

Als ich eine Grundschülerin war, wollte ich Ärztin werden. An der Mittelschule dachte ich dass ich an eine Universität mit einer sozialen Fakultät gehen würde. Dann, als ich eine Schülerin der Higashi High School war,  dachte ich es wäre nett an eine literarische Fakultät zu gehen. Aber obwohl ich meine Meinung oft geändert habe dachte ich immer daran eine Arbeit zu vollrichten die hilfreich für andere Menschen wäre.
Ich habe keine bestimmten Ziele im Moment, aber ich frage mich ob ich Mahlzeiten oder so etwas für die Kinder die sich nicht bewegen können vorbereiten könnte? Ich würde ihnen gerne helfen die Wärme der Menschen zu verstehen indem ich ihre Hand halte. Ich frage mich ob ich zumindest nützlich für jemanden sein könnte?

Vor langer Zeit sagte Atchan zu mir, „Es wäre vielleicht besser gewesen wenn ich niemals geboren wäre.“ Ich war so erstaunt dass zu hören. Es war eine tröstende Überraschung, denn es blies all die widerlichen Dinge davon die sich am Grunde meines Herzens niedergelassen hatten, zusammen mit vielen Seufzern.
Ich dachte dasselbe viele Male. Aber zu wissen dass ein Kind, dass sich nicht einmal bewegen kann, keine Chance hat so etwas zu denken konnte ich nicht anders als Mitleid zu haben.
Ich kann nicht länger in die Vergangenheit zurückkehren. Mein Verstand und mein Körper sind erschöpft wie ein Stück alten Stoffes. Bitte, Lehrer, helft mir!
Ich war müde vom Weinen aber ich schaffte es eine Rechnungstabelle aus der geschäftlichen Buchhaltung zu beantworten. Meine Antworten passten perfekt! Ich bin so glücklich. Aber ich brauchte gut 55 Minuten dafür – das ist nicht so gut.

17 Jahre alt - Mir selbst Fragen stellend

Die Sommerferien werden bald vorbei sein. Das Einzige, was ich während der Sommerferien erfolgreich geschafft habe, ist nach den Papageien zu sehen. Sie setzen sich auf meine Hände oder Schultern und warten bis ihr Käfig gesäubert wurde. Ich gebe ihnen frisches Wasser und Futter. Dann gebe ich sie durch die schmale Türe wieder zurück in den Käfig, einem nach dem Anderen.
Sie sind so süß. Manchmal picken sie mich, aber es ist nicht schmerzhaft. Ich bin mir sicher sie sagen, „Danke“ und ich sage „Ihr seid willkommen. Ich bin glücklich solange ihr glücklich seid.“
Das Ganze dauert etwa eine Stunde lang als ich mit ihnen sprach. Ich komme dabei ins Schwitzen, denn ich muss alle Fenster dabei schließen so dass sie nicht nach draußen fliegen können…

Selbstbetrachtung (Frage & Antwort)
„Aya, warum lernst du so wenig?“
               - „Ich weiß nicht.“
„Hast du kein Mitleid mit deinen Eltern die so hart arbeiten?“
               - „Ja, das habe ich. Aber ich kann nicht lernen.“
„Du bist verwöhnt, weißt du das? Sieh dir die Außenwelt an. Da gibt es so viele Menschen, die es so sehr von alleine versuchen. Eigentlich warst du ein Jahr zuvor…“
               - „Sag nichts weiter! Nachdem Motoko-Sensei mir sagte das Lernen nicht alles ist,
                   begann ich mich verloren zu fühlen.“

So muss ich mich letztendlich doch dem Ende der Sommerferien stellen ohne viel getan zu haben. Ich habe Angst davor das neue Semester zu beginnen!
Ich bin diejenige, die am meisten wahrnimmt wie sich meine Verfassung (zum Schlechten) verändert. Allerdings weiß ich nicht ob es nur temporär ist oder ob das bedeutet dass ich mich allmählich verschlechtere.
Ich erklärte die Veränderungen Yamamoto-Sensei:
1. Die Bewegungen meiner Hüftgelenke sind schlecht. Sie bewegen sich immer noch vor und zurück im gewissen Ausmaß, aber sie öffnen sich nur schwerlich nach links oder rechts. (Ich kann mich nicht wie ein Krebs bewegen.) Und weil meine Achillessehne sich verhärtet hat beeinträchtigt sie meine Bemühungen meine Beine nach vorne zu bewegen.
2. Es wird schwierig für mich die ba und die ma Spalten der kana Silbentabelle auszusprechen.
Yamamoto-Sensei ermutigte mich damit dass sich diese Dinge wieder bessern würden, darauf ankommend wie sehr ich trainierte. Sie fügte hinzu dass sie mir einige weiße Tabletten geben würde um meine Sehnen zu enthärten.

„Aya“, sagte Okaasan begeistert als wir im Auto auf dem Nachhauseweg saßen, „du hast auf die Okayo gewechselt weil du dein Leben an der Higashi High School nicht fortsetzen konntest. Du bist selbst dort ein ernster Fall. Du empfindest vielleicht dass du nicht an der Okayo akzeptiert wirst und weichst allmählich in Angst zurück. Aber mach dir keine Sorgen. Du hast das Geschenk des Lebens erhalten. Und du wirst immer einen Platz zum Leben haben. Wenn du dein Leben zu Hause verbringen musst, werden wir dein Zimmer renovieren, so dass er nett und warm ist und erfüllt von Sonnenschein.“
Ich denke Okaasan wollte mich aufheitern weil ich so miserabel aussah.
„So ist es nicht, Okaasan, ich denke nur daran wie ich heute leben soll. Ich suche nicht nach einem Ort der es mich einfach mach zu leben.“
Das ist es was ich aus tiefsten Herzen schrie.

Ich ging in den Waschraum um mein verweintes Gesicht zu waschen und sah mich selbst im Spiegel an. „Was für ein lebloses Gesicht ich doch habe!“
Ich erinnerte mich daran wie ich zu meiner Schwester auf coole Weise sagte dass ich selbst dann noch Charme in meinem Gesicht finden würde wenn es hässlich wäre. Aber ich konnte das nicht mit dem Gesicht sagen dass ich nun hatte. Die wenigen Gesichtsausdrücke die ich noch besaß beinhalteten Weinen, Grinsen, ein ernster Blick und ein trotziges Gesicht. Ich kann kein lebhaftes und strahlendes Gesicht für eine Stunde aufrechterhalten.
Ich kann nicht einmal mehr singen. Die Muskeln um meinen Mund haben eine Art Tick. Und wegen der abnehmenden Stärke meiner Bauchmuskeln kann ich nur wie eine Mücke flüstern.
Ich habe die weißen Tabletten jeden Tag eine Woche lang genommen. Mein Sprachtempo hat etwas zugenommen und es wurde einfacher Essen zu schlucken. Die Spannung in meinem rechten Bein hat sich etwas verbessert. Allerdings habe ich immer noch Schwierigkeiten meine Beine nach vorne zu bewegen und es ist schmerzhaft.

Dienstag, 24. Mai 2011

17 Jahre alt - Hinfallen

In der Vergangenheit konnte ich mich beeilen, wenn ich wollte. Nun, selbst wenn ich mich beeilen will, kann ich es nicht. Ich habe Angst dass ich in der Zukunft allen Sinn zur Eile verlieren werde. Oh Gott, warum hast du mir diese Last gegeben? Nein, ich denke jeder hat eine Art von Last. Aber warum bin nur ich es, die so miserabel leben muss?

Die Art, wie ich heute fiel war wirklich erbärmlich. Wenn ich ein Bad nehme helfen mir entweder Okaasan oder Ako im Umkleideraum vor dem Bad meine Kleider auszuziehen. Sie lassen etwas heißes Wasser über den Boden im Badezimmer fließen um ihn für mich aufzuwärmen. Dann krabble ich über die Fließen um zur Badewanne zu kommen.
Heute, als ich versuchte mich an der Ecke der Badewanne nach oben zu ziehen um in eine halbsitzende Position zu kommen, fiel ich auf den Hintern. Ich hatte Pech, denn genau unter mir lag eine Plastikschale für die Seife. Sie zerbrach und Teile davon blieben in meinem Gesäß stecken. Ich schrie in lauter Stimme auf.
„Was ist passiert?“ rief Okaasan als sie ins Badezimmer gerannt kam.
Sie war sehr überrascht einen See roten Blutes gemischt mit heißem Wasser zu sehen. Sie platzierte straff ein Handtuch über mein Gesäß und übergoss die noch trockenen Stellen meines Körpers mit heißem Wasser. Dann halfen Okaasan und Ako mir. Sie trockneten schnell meinen Körper ab und halfen mir in meinen Pyjama. Danach deckte Okaasan all meine Schnitte mit Gaze Pflastern ab.
„Mit Schnitten wie diesen, “ sagte sie, “denke ich dass wir lieber ins Krankenhaus gehen sollten“
Es stellte ich als ernster Fall heraus. Ich musste im Krankenhaus mit zwei Stichen genäht werden und kam nicht vor 21 Uhr nach Hause. Ich war so müde.
Es war ein plötzlicher Unfall aber ich realisierte zu dieser Zeit nicht was passierte. Es gab keinen richtigen Grund für mich zu stolpern und hinzufallen oder für meine Hände abzurutschen. Ich frage mich wie ein Nerv so plötzlich aufhören kann zu funktionieren. Ich fühlte mich Okaasan gegenüber schuldig für das was ich getan hatte.

Als Okaasan damit beschäftigt war meine ganzen Medikamente auszusortieren um sie in kleine Döschen zu geben lag ich einfach nur im Bett. Ich hatte leichte Bauchschmerzen.
Aber, was auch immer deine Entschuldigung war, Aya, dein Verhalten war falsch.
Teilweise fühlte ich mich durch meine Verfassung erschüttert und wollte Okaasan 2 (Mutter 2) lesen, eine Sammlung von Gedichten von Hachiro Sato
Meine Hand streckte sich dem Bücherregal entgegen.

17 Jahre alt - Nachhause kommen

Ich war so glücklich als ich daran dachte zu meinen ersten Sommerferien an dieser Schule nach Hause zu kommen, dass ich nicht einschlafen konnte. Es tut mir leid, dass ich nicht wieder ins Krankenhaus gehen kann, aber sie haben keine neue Medizin. Aber ich denke, meine neue Medizin in der Zukunft wird in Tablettenform eingenommen anstatt als Injektion. Mir wurde erzählt dass sie sich sehr bemühen sie herzustellen, also kann ich  nur abwarten.

Kurz vor dem Mittagessen kam ein alter Mann ins Haus.
„Ich bin von der Heiankaku Wedding Hall,“ sagte er, „Kann ich mit deiner Mutter sprechen?“
„Meine Mutter und mein Vater sind beide außer Haus,“ antwortete mein Bruder.
Fünf Minuten später hatten wir einen zweiten Besucher, eine kleine Frau im mittleren Alter.
„Ich bin von der Heiankaku…“
„Oh, Ihr Kollege kam vor einigen Minuten,“ rief ich vom Obergeschoss.
„Ist das deine Großmutter?“ fragte die Frau.
Mein Bruder, der an der Tür stand, brach in ein Gelächter aus.
„Sie sprach sehr langsam,“ sagte die Frau, „also nahm ich an sie wäre..“
Moment mal! Bin ich eine 17 Jahre alt Großmutter…? Beim Abendessen erzählte meine Schwester Okaasan davon. Ich fühlte mich so miserabel. Es nervt mich so sehr gesagt zu bekommen, dass ich eine Behinderung habe. Es ist klar dass ich mir noch nicht wirklich eingestanden habe, dass ich behindert bin.

Ich half Okaasan das Abendessen vorzubereiten.
Sie sagte zu mir, „Kann du den chinesischen Schnittlauch und das gehackte Fleisch zusammenmischen, damit wir Gyoza Knödel machen können?“
Ugh! Gyoza Knödel formen? Unfreiwillig zog ich ein Gesicht. (Ich hasse Gyoza). Aber es war in Ordnung, denn das Hauptgericht bestand aus Chiraishi Zushi (eine Art Sushi bei dem die Zutaten geschnitten und zerkleinert auf einem Bett von in Essig getränktem Reis liegen).
Als ich vier Eier aufschlug und sie in die Pfanne gab um Rühreier zu machen, dachte ich plötzlich an I-Sensei. Wenn sie am Morgen etwas Reis kochen wollte, würde sie aufwachen und den Reiskocher einschalten anstatt den Timer zu benutzen. Ich bewunderte sie weil sie sich nicht auf Maschinen verlässt. Als wir im Schulcamp Frühstück aßen, bemerkte sie dass ich hustete (Ich hatte mich am Tee verschluckt). Sie kam herüber und streichelte über meinen Rücken. Sie war eine sehr sanfte Lehrerin…
Als ich den Reis für das Sushi mit einem Ventilator abkühlte, stellte ich den Topf zwischen meine Beine und bekam etwa zwei Zentimeter lange Brandmale an der Innenseite meiner Schenkel. Ich dachte dass sie ziemlich hübsch aussahen – eine leicht rötliche Farbe.

Die Mitglieder der Tanpopo no Kai (die Gruppe der behinderten Menschen) arbeitet tagsüber und trifft sich dann abends um eine vervielfältigte Ausgabe ihres Magazins Chikasui (Untergrundwasser) zu erstellen. Als ich die Gruppe anrief und ihnen erzählte, dass ich die Sommerferien zu Hause verbringen würde, luden sie mich zu sich ein.
„Okaasan, sind es nur böse Mädchen, die abends fortgehen?“
„Nun ja, Ich denke es ist okay solange du unter guten Menschen bist“, antwortete sie.
„Aber ist es nicht etwas gefährlich in der Dunkelheit rauszugehen?“
Um acht Uhr abends kam Yamaguchi-san mit dem Auto um mich abzuholen.

Bevor ich nach draußen ging, sagte ich zu Otou-san, „Ich bin bald wieder da.“
Er lag auf dem Sofa im japanischen Zimmer und sah fern. Nach dem Essen hatte er einen Drink und sein Gesicht war etwas rötlich. „Aya“, sagte er, „Ich bin etwas besorgt, dass du abends fort gehst. In der Zukunft solltest du nur zur Tageszeit fortgehen.“
Ich war so erfreut ihn das sagen zu hören. Eigentlich war ich etwas überrascht so einen Rat von Otou-san zu hören. Normalerweise mischt er nicht mit seinen Kindern mit. Er spielt sich gerne auf, aber in Wahrheit ist er eine schüchterne Person. Ich mag ihn eher wenn er etwas betrunken ist als nüchtern.

17 Jahre alt - Ich kann nicht einmal mehr singen

Zu meinem Geburtstag schenkten Okaasan und Otou-san mir fünf liebliche Notizbücher und Briefpapier-Sets. Aki schenkte mir ein Sandglas. Hiroki schenkte mir einen Kugelschreiber mit einer breiten Spitze und 4 Farben. Er sagte, jetzt wo ich 17 Jahre alt bin, darf ich nicht mehr so oft weinen. Kentaro schenkte mir ein Buch namens Shiroi hito, Kiiroi hito (Weiße Menschen, Gelbe Menschen), geschrieben von Shusaku Endo.

Meine Wünsche, wenn ich 17 Jahre alt werde
Ich will in eine Bücherei und einen Plattenladen gehen. Es ist schwierig für mich nach draußen zu gehen, wo es Verkehr gibt, selbst im Rollstuhl. Ich kann meine Hände nicht so bewegen, wie ich es möchte, und so mache ich oft Fehler wenn ich ihn bediene.
Wenn ich zu einer Bücherei gehen könnte, würde ich Gone with the Wind und Anya Koro (Die vorbeiziehende, dunkle Nacht) von Naoya Shiga kaufen.
Könnte ich zu einem Plattenladen gehen, würde ich eine LP von Paul Mauriat’s Musik kaufen.

Ich fiel im Badezimmer nieder. Ich konnte nicht ausbalanciert auf meinen Zehenspitzen stehen (Ich bin nicht mehr dazu fähig das zu tun) und so viel ich mit einem lauten Plumps auf meinen Hintern. Ich verletzte mich nicht, aber ich war erschrocken. Ja, ich habe Angst.
Ich frage mich ob meine Krankheit auf natürliche Weise heilen kann? Ich bin jetzt 17.
Ich frage mich wie viele Jahre ich noch gegen sie kämpfen muss bis Gott mir vergibt… Ich kann mir mich selbst nicht in Okaasan’s Alter vorstellen (42).
Ich kann mir nicht vorstellen eine Zweitklässlerin an der Higashi High zu sein und nun habe ich Angst, dass ich nicht dazu fähig sein werde zu leben, bis ich 42 Jahre alt bin.
Aber ich will in diesem Alter immer noch am Leben sein!

Mittwoch, 18. Mai 2011

16 Jahre alt - Die Behinderten verstehen

Heute hielten wir einen kleinen Sport Tag an unserer Schule ab. Der warme Mai-Sonnenschein fühlte sich so gut an. Es war auch Muttertag und der Geburtstag meiner kleinen Schwester. Also war es ein Tag der Gratulationen.

Ich rief Emi an, meine Cousine die in Okazaki lebt, um sie zu fragen ob sie mich besuchen kommen würde. Ich wollte dass sie wusste wie verzweifelt ich versuchte zu leben..
Emi und ich standen uns seit unserer Kindheit sehr nahe. Wir waren es gewohnt während der Sommer- und Winterferien bei dem anderen zu Hause zu übernachten und uns denselben Futon zu teilen. Sie sah so nett aus das niemand dachte dass sie immer noch eine Drittklässlerin der High School war. Sie hat große Augen und lange Wimpern und ihr gedrehtes Haar hält sie mit einer goldenen Haarspange zusammen. Sie trug eine weiße Bluse, einen ausgestellten Rock und rote Slipper-Sandalen mit hohen Absätzen.
Sie kam mit Kaori, ihrer jüngeren Schwester, die eher jungenhaft wird und auch oft für einen Jungen gehalten wurde.
Es gibt ein geheimes Beet mit Kleeblättern in der Ecke des Spielplatzes. Wir 3 setzten uns und versuchten ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Ich wollte eines als Glücksgeschenk für Okaasan finden.
„Ich frage mich, ob wir wirklich eines finden werden?“ sagte Emi.
Ich antwortete was schon eine Weile durch den Kopf ging. „Ein vierblättriges Kleeblatt ist nur eine deformierte Version eines normalen, dreiblättrigen, richtig? Warum sollte etwas Deformiertes glücklich sein?“
Emi dachte etwas darüber nach und sagte dann, „Weil es einzigartig ist.“
Vielleicht hat sie recht. Es ist nicht einfach Glück zu finden. Ich denke darum fühlen wir uns fröhlich und sagen, „Gut dass wir versucht haben eines zu finden!“ wenn es jemand wirklich versucht.

Ich fiel diesen Morgen hin und verletzte mich. Es brachte mich zum Weinen. Ich muss viel stärker werden. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass ich in Eile war oder weil ich mich hetzte. Als ich versuchte meine Beine vorwärts zu setzen, wollten sie sich nicht bewegen so stolperte mein Körper nach vorne. Ich erfasste das Geländer, aber es stützte mich nicht gut genug. Ich ging mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.
Als ich auf einer Trage den Gang entlang zum Krankenzimmer getragen wurde, konnte ich einen flüchtigen Blick auf den blauen Himmel erhaschen.
„Oh“, dachte ich, „ es ist so lange her, dass ich den blauen Himmel auf meinem Rücken liegend sehen konnte!“
Und als ich auf dem Bett im Krankenzimmer lag konnte ich den blauen Himmel wieder vom Fenster aus sehen. Die weißen Wolken sahen sehr schön aus als sie über den blauen Himmel dahin schwebten. Genau, wann immer ich in der Zukunft festsitzen werde, werde ich in den blauen Himmel blicken.
In dem Sukiyaki Lied sang Kyu Sakamoto, „Ich werde beim Weitergehen nach oben sehen, so dass meine Tränen nicht fallen..“ Das ist gut, das ist Kampfgeist.
Ich schlief gut für etwa eine Stunde. Ich fühlte mich viel besser, also stand ich auf und ging zur Toilette (die im westlichen Stil). Auf der Toilette kam es mir, dass Auguste Rodin vielleicht die Idee The Thinker zu erschaffen kam, als er auf der Toilette saß.

Ich bin immer von der Tatsache geschlagen, dass ich mich zu langsam bewege.
Gestern war es an mit die Büchereiaufgaben zu erledigen. Ich kam nach etwa 20 Minuten dort an als ich den Gang im zweiten Stock benutzte. Aber es war niemand dort. Ich war zu spät.
Halb weinend lieh ich mir das Buch Wild Animals I Have Known von Ernest Thompson Seton aus. Ich weinte, auch wenn ich wusste dass ich die Hausmutter per Interkom darüber verständigen konnte wenn ich in der Bücherei eingeschlossen wäre.
Heute kam ich dort gegen 16 Uhr an. Der aufsehende Student schickte mich weg und sagte, „Bitte verlasse schnell die Bücherei! Wenn du nach einem Buch suchen willst, komm früher her.“
Feindseligkeit“ Ich fühlte mich erbärmlich. Ich bin doppelt so langsam wie die Anderen also hab ich keine Zeit zu verlieren. Es dauert zu lange einfache Dinge zu erledigen (z.B. waschen) Fehlende Ideen oder Absichten sind hierbei egal.

Heute gingen wir auf einen Ausflug in den Zoo. Ich mag Zoos nicht mehr.
-    Das traurige Gesicht des Orang-Utans. (Ich hörte dass Orang-Utans sehr nervöse Tiere wären die schnell neurotisch reagieren.)
-    Der Schimpanse warf mit Steinen.
-    Ein Pelikan, der nicht einmal einen Fisch fangen kann.
-    Einen bemitleidenswerten Strauß.
Es machte mich müde und deprimiert diese Kreaturen zu betrachten.

Ich hasse den Arbeitsdienstplan des Wohnheims. Aber ich denke man kann nichts dagegen machen, denn ohne ihn würde ein Gruppenleben nicht gut gehen.. Weil ich langsam bin, bin ich immer ein oder zwei Schritte hinter den Anderen in allen Tätigkeiten die wir zusammen machen.
Um meine Langsamkeit zu verbergen beendete ich das Säubern des Raumes bei der Hälfte, bevor ich zur Radiogymnastik am Morgen ging. Aber als ich zurückkam sagte der die Raumleiterin plötzlich, „Aya, du kannst den Raum nicht aufräumen, oder? Also kümmere dich um die Handtücher und die Entsorgungsbehälter in der Toilette“! Ich war frustriert dass ich nicht zurückredete als sie zu dem Entschluss kam, dass ich es nicht tun konnte.
‚Vergib alles, erdulde das Unduldsame, ertrage das Unerträgliche..‘ In einigen Punkten suchen mich die Lehren Gottes heim. Es ist die Art zu Denken die mich schwächt.

Könnte ich meinen Körper schneller bewegen, wäre ich glücklich gewesen loszugehen und die Toilette zu reinigen. Aber ich konnte meine Meinung nicht klar ausdrücken. Ich verließ den Raum ohne etwas zu sagen (obwohl ich dachte, „Du Ratte!“).
Sobald ich raus ging fühlte ich mich bitte und begann zu weinen. Die Hausmutter kam gerade vorbei und sagte, „Aya, du solltest nicht weinen solange du in einer Gemeinschaft wie hier lebst.“
Was soll ich tun?

Ich ging nach Hause. Ich reinige den Käfig der Sittiche. Als ich ging, spürte ich einen leichten Schmerz an der Innenseite meines linken Hüftgelenks. Ich seufzte, dachte dass nun mein wichtiges linkes Bein zusammenbrechen würde... Ich war entsetzt als ich die unnatürliche Bewegung meiner linken Hand sah (die 5 Finger bewegen sich individuell wenn ich meine Hand öffne oder sie strecke). Ich habe auch Schmerzen auf der linken Seite meiner Brust, in den Gelenken meiner Arme und in meiner rechten Gesäßhälfte.
Vielleicht schlug ich falsch auf, als ich hinfiel. Ich sollte mir noch einen Umschlag machen.

Mein rechtes Knie und Bein stechen. Endlich... Im Bad streichelte ich sie, dabei murmelnd, „Ich traf mit meinem Rücken und Schultern auf, als ich fiel. Armer Körper, überall verletzt!“
Von heute an werde ich versuchen jeden Tag 10 Minuten lang zu gehen. Hiermit fordere ich mich selbst heraus um zu sehen wie weit ich laufen kann! Mit diesem Tempo werde ich nicht dazu fähig sein die menschliche Höhe von 1,2 Metern (die Höhe meiner Augen, wenn ich aufrecht stehe) beizubehalten wenn ich im dritten Jahr der High School bin.

Ich bat einen der Studenten mir Fotos vom Ausflug der Drittklässler zu zeigen. Ich frage mich ob ich dazu fähig sein werde dem Ausflug nächstes Jahr mitzumachen?
Um zu verstehen, dass ich eine behinderte Person bin:
1.    Aufgeben, Ich muss mein Limit kennen und mir eingestehen dass ich eine physikalische Behinderung habe. Ich werde mir von diesem Startpunkt aus mehr Mühe geben.
2.    Mein gesundes, vergangenes Ich vergessen. Ich kann in meinem Träumen laufen. Sigmund Freuds The Interpretation of Dreams zufolge habe ich einen unglaublich starken Wunsch (das ist natürlich nur eine Deutung).
Morgen ist der Tag unserer Schüler-Tanzaufführung. Ich bin mir immer noch nicht völlig bewusst behindert zu sein, also habe ich versucht wunderschön zu tanzen. In Wahrheit denke ich, dass mein Kampfgeist falsch ist. Ich habe hart trainiert, aber es ging nicht besonders gut voran.
Als ich heute zurückkam, mich kaputt fühlend, begann der Motor des Rollstuhls bei geringer Geschwindigkeit zu klingen als würde er ebenso leiden.
„Bin ich so schwer? Entschuldige. Halte durch!“
Ich fühlte mich für mein Gewicht von 35 Kilogramm verantwortlich.

Bin ich heute voller Lebensfreude? Niemals. Ich mache meine Aufgaben nur, weil ich nichts daran ändern kann. Ich nahm an der Radiogymnastik teil, aß etwas, wusch ein wenig, brachte den Müll raus, nahm am Appell teil...
Die Hausmutter sagte „Es ist geschäftig am Morgen, nicht wahr?“
Ich wünschte, ich hätte antworten können, „Ich werde mein ganzes Leben lang viel beschäftigt sein.“ aber mein Gesicht fror ein.

Ich glaube, Menschen können nur dann von sich selbst als Menschen denken, wenn sie gehen können. Zum Beispiel denkt ein Generaldirektor über verschiedene Wege nach mehr Geld zu verdienen, während er vor seinen Schreibtisch auf und ab geht.
Und vielleicht ist das der Grund warum so viele Liebespaar über ihre Zukunft reden, während sie spazieren gehen?

Suzuki-Sensei‘s Augen
Erinnern mich an die Augen eines Elefanten
Eine schützende Gottheit in Indien
Ein Elefant weiß alles
Ich liebe diese sanften Augen


Ich war in einem Tagtraum im Klassenzimmer. Ganz alleine... Ich erinnerte mich daran, wie mich ein Lehrer zu Recht wies, weil ich über den Gang lief und mit meinem Tisch ratterte, ich war in der Grundschule!
Ich erinnerte mich daran, wie einem Jungen der Hintern versohlt wurde, weil er durch das Klassenzimmerfenster auf dem Gang sprang. Ich könnte so einen angewandten Scherz nicht machen. Ich sah nur zu mit einem Lächeln im Gesicht. Ich hätte solche Dinge auch tun sollen, als ich noch konnte.
Durch ein Fenster springen... Niemand war hier. Es war ruhig. Dort war ein Fenster und dort war ich.
BUMMS!
„Was zur Hölle tust du? Das ist gefährlich.“
Das Krankenzimmer musste mir erneut helfen. A-Sensei verwies mich als „ein Mädchen mit selbstverletzendem Verhalten.“
Es war schmerzhaft, aber ich hatte die Zufriedenheit gespürt aus dem Fenster zu gehen, selbst wenn ich krabbeln müsste. Ich werde es nicht noch einmal machen.

Ich hatte gehofft, dass die Bewegungen meines Körpers etwas besser werden, wenn es wärmer wurde. Aber stattdessen werden sie schlimmer. Ich hatte gehofft, während der Sommerferien wieder ins Krankenhaus zu gehen, um von neuer Medizin zu profitieren, also ging ich hin.
Kalte Worte... Ich kann während der Sommerferien nicht im Krankenhaus bleiben, weil sie keine neue Medizin hatten...
Ich fühlte mich, als wurde die medizinische Wissenschaft mich aufgeben! Es war wie von einer Klippe gestoßen zu werden. Jetzt bin ich von Verzweiflung erfüllt. Es ist, als wäre mir mit einem Hammer auf den Hinterkopf geschlagen worden...

Dienstag, 17. Mai 2011

16 Jahre alt - Emotionales Chaos

Im Klassenzimmer erzählte ich A-sensei, „In meinem Traum, wenn ich meinen Rücken ganz gerade strecke, konnte ich lebhaft laufen. Sie waren sehr erfreut mich so zu sehen.“
„Bisher,“ sagte er, „hast du nur ans Lernen gedacht. Aber nun steht dir vielleicht mit Aufräumen und anderen Aufgaben eine schwere Zeit bevor.“
Dann erzählte er mir folgendes:
„Ein Kind, welches an einer fortschreitenden Muskeldystrophia leidet, schrieb dieses Gedicht:
   
    Gott überreichte mir eine Behinderung
    Denn er glaubte daran
    Dass ich die Kraft habe sie zu ertragen.


Sie klingen ein wenig wie die Worte Hitlers.“
„Nun,“ antwortete ich, „Ich hatte eigentlich ähnlich absurde Gedanken, wie ‚Ich bin so etwas wie eine Mutation‘ oder ‚Ich lebe hier nur auf Kosten Anderer.‘ Und ich habe viele Sichtweisen betrachtet und überdachte viele verschiedene Dinge um mich selbst zu trösten.“

Als der Regen aufhörte, konnte ich einen Regenbogen vom Fenster aus sehen. Er formte einen wunderschönen Halbkreis. Ich kletterte schnell in meinen Rollstuhl um nach draußen zu fahren.
„Ich beneide jemanden, der in einem Rollstuhl fahren kann,“ sagte T-kun.
Hey, T-kun, Ich werde Stecknadeln in dein Bild stechen!
Ich wollte ihm wirklich sagen, „Du bist okay, denn du kannst gehen.“ Aber ich konnte es nicht sagen.
Diese Worte hätten vielleicht den wunderschönen Regenbogen zerstört.

Entweder Okaasan oder Otou-san kommen mich jeden Samstag abholen. Ich übernachte zu Hause und komme Sonntagabend wieder zurück. Ich habe immer irgendwo eine neue Schramme an meinen Körper, wenn ich nach Hause komme.
„Fällst du oft hin?“, fragte Okaasan mich als sie es bemerkte.
„Naja, weil ich so langsam bin, bin ich immer unter Zeitdruck,“ antwortete ich.
„Ich bitte die Hausmutter des Wohnheims mich um 4 Uhr morgens zu wecken und dann fange ich mit dem Lernen an. Anders kann ich sonst nicht meine täglichen Aufgaben erledigen.. Aber je mehr ich versuche mich zu beeilen, umso mehr versteift sich mein Körper und ich falle hin.“

Nach dem Motto „Ich muss so viel laufen wie ich kann!“, versuche ich den Rollstuhl möglichst wenig zu verwenden, außer wenn ich nach draußen gehe.
Aber wenn ich in Eile bin oder in die Bücherei gehen will – die ziemlich weit entfernt liegt – benutze ich ihn um Zeit zu sparen.
Ich werde es akzeptieren mit den Rollstuhl zur Schule zu pendeln! (Um ehrlich zu sein, wenn ich ihn verwende tendiere ich dazu zu denken ‚Ich bin erledigt. Ich kann nicht mehr laufen.‘ Und dann fühle ich mich noch miserabler.)

Ich traf die Hausmutter im Gang.
„Guten Morgen“, sagte ich.
„Oh, Aya,“ antwortete sie, „du bist im Rollstuhl unterwegs? Es ist bequem, stimmt’s?“
Es war so frustrierend sie das sagen zu hören. Ich hatte ein erstickendes Gefühl und konnte kaum atmen.
Was meinen Sie mit ‚bequem‘? Denken Sie, mir gefällt es in einem Rollstuhl zu sitzen? Nein!
Was ich tun will ist zu laufen. Ich bin sehr betrübt darüber das ich nicht gehen kann. Ich leide sehr unter dieser Tatsache! Denken Sie, ich verwende einen Rollstuhl weil ich es mir leicht machen möchte?
Ich fühlte mich danach, mir die Haare auszureißen.
Okaasan’s graue Haare treten immer mehr hervor.
Vielleicht kommt es daher, dass mein Zustand wieder einen Schritt zurück gemacht hat.

16 Jahre alt - Schulwechsel und das Leben im Wohnheim

Ich kam mit einem Auto voller Haushaltswaren am Wohnheim an. Die anderen Schüler haben genauso vorbereitet für das neue Schuljahr zurück.
Die Schule besitzt große Räume, angelegt wie Klassenzimmer. In jedem Raum befindet sich eine Gangreihe in der Mitte. Sie teilt den Raum in eine linke und eine rechte Hälfte, welche mit Tatamimatten ausgelegt sind.
Jedem Schüler werden ein Schrank und ein fixierter Schreibtisch mit einer Lampe bereitgestellt.
Mein neues Schloss ist das, welches am nächsten der Garderobe liegt. Okaasan sortierte die Dinge aus, die wir mitgenommen hatten, um es mir etwas gemütlicher herzurichten.
„Das wirst du im Moment nicht brauchen,“ sagte sie, „also lege ich es in den oberen Schrank. Aber das hier werde ich in deine Nähe stellen, da du es oft benutzt..“
Die Mütter der anderen Schüler waren ebenso damit beschäftigt Dinge auszusortieren. Niemand schien Interesse an mir so haben. Ob was wohl gut ist oder nicht..

„Du solltest versuchen die Higashi High School sobald es möglich ist vergessen,“ erzählte Suzuki-sensei mir, „und eine Schülerin der Okayo (Aichi Präfektur Okazaki Highschool für Behinderte) werden.“
Um ‚sobald wie möglich zu vergessen‘ entfernte ich mein Higashi Schulabzeichen und Klassenabzeichen und legte sie in eine Schublade nach hinten.

Es wird nun wirklich schwierig meine Beine vorwärts zu bewegen. Mich verzweifelt an dem Geländer des Ganges festhaltend, dachte ich mir „Hab keine Angst, hab keine Angst!“ Tränen stiegen mir in die Augen als ich traurig dachte, „Vielleicht habe ich doch..“

B-sensei’s Worte überkamen mich: „Menschen wurden dazu geschaffen zu gehen!“
Ich stimme zu!
Ich fühle mit!
Es ist eine einmalige Kriegserklärung!
„Erklimmt Mt. Niitaka!“ (das Signal um den Angriff auf Pearl Harbor zu starten)

Ich fiel auf dem Weg zum Klassenzimmer hin und begann zu weinen.
A-sensei kam gerade vorbei und fragte mich, „Bist du traurig?“
„Ich bin nicht traurig,“ antwortete ich, „nur enttäuscht.“
Warum stehen und gehen Menschen auf zwei Beinen? Es wird als Selbstverständlich hergenommen. Diese Frage stellte sich mir als ich meine Freunde lebhaft in die Ferne gehen sah. Zu gehen ist wirklich etwas Besonderes..

Ich bin froh, dass ich hierher kam.
-    Vom Fenster aus den Schülern beim Basketball spielen zuzusehen..
-    Den Schülern dabei zuzusehen, wie sie Sumo Wrestling mit den Lehrern übten..
Aber sich daran zu gewöhnen ist etwas anderes. Ich fühlte mich manchmal wie in einem Schwebezustand. Ich begann die Tatsache zu akzeptieren, dass ich nicht länger eine Schülerin der Higashi High School bin. Aber ich fühle mich auch noch nicht wirklich wie eine Schülerin der Okayo High. Wenn mich ein Fremder fragen würde, „An welche Schule gehst du?“, fragte ich mich was ich wohl antworten würde?

Freitag, 13. Mai 2011

16 Jahre alt - Freunde der Behinderten

‚Tanpopo no Kai' (Die Gesellschaft des Löwenzahns) ist eine Gruppe von einschränkten Menschen, die sich mehr oder weniger zusammen versammeln. Sie nahmen mich mit zu einem Café, Baroque genannt, welches ein Cembalo besaß. Als ich sagte, „Ich würde gerne noch einmal hierher kommen wenn es gespielt wird,“ lächelte Yamaguchi-san.
Ich kann an Jun’s Haus vorbei.
Sie ist taub, aber durch die Zeichensprache unterhält sie sich sehr aktiv mit anderen. Ihre Gesichtsausdrücke sind sehr süß. Ich habe die Zeichensprache ein wenig gelernt.
Ich möchte noch besser darin werden um ihr eine nahe Freundin zu sein.
Jun’s Mutter gibt einen ähnlichen Eindruck wie Okaasan wieder.

Was ich von meinen Freunden gelernt habe:
1.    Wenn ich weiterhin so schüchtern bleibe und daran denke behindert zu sein,
       werde ich mich niemals verändern können!
2.    Anstatt zu suchen, was ich verloren habe, sollte ich das verbessern was mir übrig bleibt.
3.    Denke nicht, du wärst schlau oder du wirst dich nur noch miserabler fühlen.

Freitag, 6. Mai 2011

16 Jahre alt - Der Rollstuhl

„Aya“ sagte Okaasan, „wir werden dir ein Gefährt kaufen“!
„Was!?“
Sie begann es mir langsam zu erklären. „Der Flur hat Geländer, aber es ist vermutlich gefährlich wenn du ihn überschreiten willst. Aus einer stehenden Position heraus musst du dich erst hinsetzen und dann herüber krabbeln und wieder aufstehen. Das wird dir vielleicht etwas Angst machen wenn du in Eile bist. Und du fällst oft hin wenn du deine Position änderst. Du wirst nicht mehr nach draußen gehen können, selbst wenn du es möchtest. Aber es wäre anders, wenn du einen elektrischen Rollstuhl hättest. Du könntest ihn ganz einfach bedienen egal wie kraftlos deine Arme sind und du hättest keine Probleme bei Abhängen. Er fährt mit einer Geschwindigkeit von 5 Kilometern pro Stunde – dieselbe Geschwindigkeit wie beim gehen.
So wäre es keine Gefahr mehr und es wäre einfach zu bedienen. Ich denke es wäre perfekt für dich.
Aber das heißt nicht dass du faul werden sollst, weißt du? Es ist nicht gut von einem Rollstuhl abhängig zu werden.
Du wirst dich anstrengen um deine eigenen Bemühungen ebenfalls zu steigern. Das darfst du nicht vernachlässigen. Hast du richtig trainiert?“

Ich war so erfreut bei dem Gedanken dass ich unbehindert nach draußen gehen könnte. Meine Welt schien plötzlich weiter zu werden. Ich wollte immer nach meinem eigenen Ermessen handeln. Bisher musste ich in der Bücherei immer jemand eine Notiz mit dem Titel des Buches zeigen und ihn darum bitten es für mich heraus zu suchen. Ganz normal ein Buch mit meinen eigenen Händen nehmen!
Es ist wie ein Traum.
Großartig!
Ich werde die Handhabung des Rollstuhls lernen und darin nach draußen gehen noch bevor ich die Behindertenschule besuche.

Zwei Männer eines Lieferservices brachten meinen Rollstuhl. Ich sah zu wie sie ihn zusammenbauten. Die Räder werden von einem Motor bewegt. Er besitzt 2 nebeneinandersitzende Batterien die unter dem Sitz montiert sind.
„Aya, teste ihn aus. Alles was du tun musst, ist den Hebel zu halten und ihn in die Richtung zu drücken, in die du dich bewegen möchtest.“
Ich versuchte mich in den Rollstuhl zu setzen. Ich bewegte den Hebel sanft nach vorne und der Rollstuhl bewegte sich langsam vorwärts. Er macht nur ein leises Geräusch wenn er sich bewegt und wendet. Ich übte sehr hart, aber nach einer Weile begannen meine Tränen zu fließen – das ist meine Natur und ich hasse es!

„Was ist los?“ fragte Okaasan.
„Ich bin nur so glücklich, denn nach so einer langen Zeit kann ich mich wieder frei bewegen!“ antwortete ich.
Aber ich konnte meine komplizierten Gefühle nicht besonders gut ausdrücken.
Ich bin fest entschlossen so lange zu üben bis ich zur Bücherei fahren kann. Als ich aus dem Fenster blickte, regnete es.

Ich übte sehr hart, wischte den Küchenfußboden und säuberte die Toilette. Ich wollte meine Energie in etwas stecken. Mein Lernen geht nur langsam voran. (Ich lächle schadenfroh al sich merkte dass ich immer noch die Kraft hatte zu lernen.)
Rika nennt meinen Rollstuhl ‚Der Stuhl‘ und Otou-san nennt ihn ‚Das Auto‘. Und so heißt er im Japanischen – kurumaisu – ‚ein Stuhlauto‘!

Ich erinnere mich immer noch an etwas, das in meinem ersten High School Jahr passierte. Rika wollte mit einigen Rollstühlen spielen, die in einem Flur im Krankenhaus aufgereiht standen. Okaasan sagte zu ihr, „Du solltest nicht mit Rollstühlen spielen. Es ist eine Beleidigung für all die, die sich nur mit solch einem fortbewegen können.“

Ich las etwas über die Gefangenen des deutschen Konzentrationslagers in Auschwitz im Buch Man’s Search for Meaning. Das Buch ist ein Bericht über ihre Erfahrungen. Irgendwie fühle ich als eine behinderte Person Sympathie für sie.
Meine Erfahrung scheinen ihren in ihren im Bereich des Erstarrens.

Mittwoch, 4. Mai 2011

16 Jahre alt - Shoppen

Okaasan erledigte einige Anrufe. Dann rief sie laut am Ende der Treppe, „Lasst uns alle zum Uni Shopping Center gehen! Ich habe gehört dass sie uns einen Rollstuhl zu Verfügung stellen können, so dass Aya mit uns kommen kann.“
Es waren Frühlingsferien, also waren alle zu Hause. Wir brachen schließlich auf nachdem sie mir alle geholfen hatten (mich langsam fertig zu machen) und sie halfen mir ins Auto. Wir erreichten Uni in etwa 15 Minuten.

Ich ließ mich mit meiner geliebten Tasche um den Hals gehängt, in den Rollstuhl fallen und bat Ako mich langsam durch die Kleiderabteilung zu schieben.
Alles sah für mich so besonders aus. So sah ich mich ruhelos um. Ich sah einen hübschen Rock mit Blumenmuster. Ich wollte ihn so gerne tragen. Ich muss die ganze Zeit über Hosen tragen, da ich immer über den Boden krabble und meine Knie verletze. Aber ich sehnte mich danach einen Rock zu tragen. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und zeigte darauf.
Okaasan kauft ihn für mich und sagte, „Ja, bald wird es wärmer, also wäre es gut wenn du einen Rock tragen kannst.“
Ich war so glücklich. Wenn ich ihn zusammen mit einer weißen Spitzenbluse tragen würde, würde dann jemand sagen dass ich süß aussehe? Es wäre schön wenn das zumindest einmal jemand zu mir sagen würde.

Ich werde in einem Wohnheim leben, also kauften wir viele Dinge die ich brauchen werde wie Unterwäsche, Socken, Wolldecken und so weiter. Sie füllten eine große Papiertüte aus.
Ich fühlte mich plötzlich traurig.
In wenigen Tagen werde ich in einem Wohnheim leben. Ich werde auf mich allein gestellt sein, weg von meiner Familie. Ich hatte mich dazu entschlossen nicht zu weinen, aber ich konnte mich nicht davon abhalten.
Aya, sei stark! Sei eine erwachsene Person die ruhig bleiben und ohne Probleme mit allem was auf sie zukommt umgehen kann!

16 Jahre alt - Was ich wissen möchte

Hier ist ein Steckbrief über Dr. Hiroko Yamamoto:
Sie ist eher klein, trägt eine Brille und hat kurzes Haar.
Sie trägt immer ihren weißen Kittel, aber ihr dezenter Stil – wie das Tragen von Ohrringen und Ringen – gibt einen reinen und erfrischenden Eindruck. Sie ist meine Ärztin schon seit ich in das Nagoya University Hospital kam. Als sie zum Fujita Universitätskrankenhaus in Nagoya wechselte, kontaktierte sie mich. Ich ließ mich in dieses Krankenhaus überweisen und folgte ihr so.
Ihr Verstand arbeitet sehr schnell und in allem was sie tut ist sie sehr flink und zuverlässig.
Einmal nahm sie mich in ihrem Auto mit zu einem Checkup an einer anderen Universitätsklinik.
Sie ist sehr energisch.
Als ich sie fragte, „Yamamoto-Sensei, an welche Schule bist du gegangen?“ sagte sie einfach nur, „Meiwa.“
Ich weiß dass die Meiwa High School sehr kluge Studenten hat. Und dann ging sie an die Nagoya Universität!
Sie spielt sich niemals auf und ist eine sehr warmherzige Person, darum habe ich sie sehr gerne.
Mein verweichlichtes Verhalten ist in ihrer Gegenwart nicht erlaubt.

Ich werde jetzt seit 18 Monaten behandelt. Von meinen Besuchen im Krankenhaus und meinem Aufenthalt zu Hause kann ich nun klar erkennen dass sich die Symptome meiner Krankheit nach und nach verschlechtern. Vielleicht weil sich meine zerebellaren Zellen langsam zerstören, versteift sich mein Körper, meine Beine versteifen sich ebenfalls immer mehr, es ist schwierig meine Knie zu beugen und Stufensteigen erweist sich als äußerst schwierig.
Ich kann nur sprechen wenn ich zwischen meinen Worten kleine Lücken lasse und ich kann nicht laut sprechen. Mein Lachen klingt nun nicht mehr wie WA-HA-HA, sondern wie WA-WA-
Ich verschlucke mich oft unabsichtlich und ich fange an die Beweglichkeit meiner Zunge zu verlieren.
Wenn ich das nächste Mal ins Krankenhaus gehe, sollte ich Yamamoto-Sensei sagen, „Ich möchte dass Sie mir ab jetzt den genauen Verlauf meiner Krankheit erklären.“
Ich habe Angst sie das zu fragen, aber ich will alles darüber wissen. Dann, je nachdem was sie antwortet, werde ich meine weiteren Pläne abwägen.

Meine momentane Zukunft:

(1. Jahr an der HS)   ->  (2. Jahr an der HS)   ->  (3. Jahr an der HS)  ->  Zuhause arbeiten
    Higashi High               Behindertenschule         Behindertenschule            Aufpassen und
                                                                                Higashi High                 Hausarbeit
                                                                               
Ich weiß es ist vielleicht unmöglich für mein 3. Jahr an die Higashi High School zurückzukehren, aber für mich ist es wichtig so zu denken damit ich all meine Kraft als Zweitklässlerin zusammennehmen kann.

Dienstag, 3. Mai 2011

16 Jahre alt - Selbsterkenntnis


Nun war der Tag endlich da! Es ist der 22. März.
Als die stille Abschlusszeremonie vorbei war, gingen wir in unser Klassenzimmer. Ein Jeder schrieb seine Abschiedsgrüße für mich auf ein japanisches Papier.

„Danke, dass ihr alle auf verschiedenste Weise auf mich aufgepasst habt. Ich werde euch niemals vergessen. Ich werde mein bestes geben um nicht nachzulassen, wenn ich an die neue Schule gewechselt habe. Ich hoffe ihr alle werdet euch immer daran erinnern, dass es ein behindertes Mädchen namens Aya gab..“
Das war es, was ich gerne laut ausgesprochen hätte. Aber ich konnte es nicht da meine Tränendrüse zusammenbrach und meine Tränen nur so dahin flossen.

S-chan und Y-chan..
Ich hörte vom Lehrer wie ihr sagtet, “Wir fühlen dass es manchmal eine Qual ist auf Aya aufzupassen.”
Warum konnte ich es nicht erkennen? Ich wurde blass als ich das hörte. Ich war immer so verzweifelt dass ich nur an mich selbst dachte. Es ist meine Schuld dass es nun alle so leid sind..
Oh, ich sollte das nicht mehr sagen!
Ich denke, ich habe bereits genug darauf zurückgeblickt was ich alles in der Vergangenheit getan habe..

Ako kritisierte mich als ich meinen Wunsch auf einen Papierstreifen für das Tanabata Fest im Juli schrieb – „Ich möchte ein normales Kind sein.“
„Inwiefern unterscheidest du dich von einem normalen Kind?“ fragte sie verärgert.
„Warum ist es so schlimm die Wahrheit zu schreiben?“ konterte ich.
Es ließ mich erkennen wie schwer es doch war zuzugeben dass ich eine behinderte Person bin, selbst wenn es mir selbst nur allzu bewusst ist.

16 Jahre alt - Abschied

Jetzt sind es nur noch vier Tage bis zur Abschlusszeremonie. Es scheint, dass ein jeder 1000 Papierkraniche für mich faltet. (nur eine Vermutung).
Selbst wenn wir uns für immer trennen, werde ich mir das Bild dieser Gruppe – inklusive I-san und G-san – die so fleißig Origami faltet in meinen Gedanken einprägen, so dass ich sie niemals mehr vergesse.
Ich bin so glücklich dass sie 1000 Kraniche falten um mir Glück zu wünschen.
Ich möchte von ihnen hören, „Aya, bitte verlass uns nicht!“

Ich war so überwältigt, dass es mich ärgerte
– jemand der sich nicht darum bemüht hatte diese Worte zu verdienen
– meine Freunde, die diese Worte nicht aussprachen.
Aber ich hielt das Versprechen an Motoko-Sensei nicht schlecht über meine Freunde zu denken und ich sagte nicht, was ich dachte.

Als ich Okaasan das erwählte, sagte sie, „Das ist bereits Geschichte. Vergiss es. Wenn du immer nur zurückblickst, wirst du niemals nach vorne sehen können.“
Und dann begann sie zu singen: „Du machst 3 Schritte vorwärts und gehst 2 Schritte zurück, Leben ist..“
Ich konnte nicht anders als zu lachen.

Einer meiner Freunde gab mir eine Sotetsu-Samen (eine japanische Sagoplame). Sie sind orange. Ich mag sie, denn sie haben solch eine warme Farbe.

Ich hatte ein letztes Gespräch mit Motoko-Sensei. Sie musste meine Nörgeleien ertragen.
„Sei nicht zu streng mit dir selbst,“ sagte sie. „Leben besteht nicht nur aus Lernen. Würdest du nur mit dem, was du bisher gelernt hat, in die Gesellschaft entlassen werde, was würdest du dann tun? Ich denke Lernen ist nur eine Art Schutzhülle in die du dich flüchtest. Vielleicht meidest du alles, das Tragen deiner Schultasche und das Waschen der Schüsseln und konzentrierst dich nur auf das Lernen?
Darum bist du so engstirnig geworden. Du musst viel revolutionärer werden, ich denke was dir letztendlich geholfen hatte war zumindest ein Jahr der allgemeinen Erziehung.
An eine Schule für Behinderte gibt es Kinder, die während des ganzen Lebens im Krankenhaus bleiben müssen, Im Gegensatz zu ihnen hattest du die Chance vom Storm des Lebens erfasst und gerüttelt zu werden. Also erkennst du nun dass es nicht gut ist sich immer nur auf alle anderen zu verlassen.
Du bist eine unausgeglichene Person die sowohl zu kindisch für ein 16-jähriges Mädchen als auch zu frühreif ist. Ich denke das kommt daher dass dir die Erfahrung als 16-Jährige fehlt. Es ist noch nicht zu spät daran zu arbeiten, also bleib dran. Warum versuchst du nicht die Dinge kennen, für die du hier an der Higashi High School keine Zeit hattest, an der Schule für Behinderte zu erlernen?
Du könntest sogar ein wenig Unfug treiben. Du kannst es und das weißt du! Aber um für alle an der Higashi High School zu sprechen wäre es uns lieber, wenn du bleiben würdest.“

Ich dachte wirklich was für eine glückliche Person ich sein musste solch einen Lehrer getroffen zu haben. Wenn ich gehe werde ich „Bis Bald!“ mit einem breiten Lächeln zu ihr sagen.

Nach den Prüfungen haben wir bis zur Abschlusszeremonie frei. Okaasan und Otou-san arrangierten eine kleine Party zu Hause und luden alle meine Freunde ein, die mich als gute Freunde oder Kameraden im vergangenen Jahr unterstützt hatten.
Wir spielten Poker und Gomoku (5 Steine in einer Reihe) und redeten über vieles.
Ich bekam sogar ein paar Geschenke, inklusive einer Teetasse von S-chan, ein paar getrockneten Blumen von A-chan und einer Musikbox von Y-chan, die die Titelmelodie zum italienischen Film The Railroad Man spielte.
Okaasan gab jedem eine Füllfeder und sagte, „Ich hoffe diese Füllfeder wird euch an Aya erinnern. Bitte seid noch fleißiger um für sie mitzulernen!“
Alle wurden still. Ich fühlte eine Welle an Gefühlen und mir wurde klar dass es nun Zeit zum Abschied war.
Aber ich schaffte es mich selbst unter Kontrolle zu halten, denn ich beschloss nicht zu weinen wenn ich Lebe wohl zu allen sagen würde.
Obwohl ich eine wunderbare Zeit hatte, fühlte ich mich sehr niedergeschlagen als sie gingen.
Ich weinte bitterlich.