Mittwoch, 18. Mai 2011

16 Jahre alt - Die Behinderten verstehen

Heute hielten wir einen kleinen Sport Tag an unserer Schule ab. Der warme Mai-Sonnenschein fühlte sich so gut an. Es war auch Muttertag und der Geburtstag meiner kleinen Schwester. Also war es ein Tag der Gratulationen.

Ich rief Emi an, meine Cousine die in Okazaki lebt, um sie zu fragen ob sie mich besuchen kommen würde. Ich wollte dass sie wusste wie verzweifelt ich versuchte zu leben..
Emi und ich standen uns seit unserer Kindheit sehr nahe. Wir waren es gewohnt während der Sommer- und Winterferien bei dem anderen zu Hause zu übernachten und uns denselben Futon zu teilen. Sie sah so nett aus das niemand dachte dass sie immer noch eine Drittklässlerin der High School war. Sie hat große Augen und lange Wimpern und ihr gedrehtes Haar hält sie mit einer goldenen Haarspange zusammen. Sie trug eine weiße Bluse, einen ausgestellten Rock und rote Slipper-Sandalen mit hohen Absätzen.
Sie kam mit Kaori, ihrer jüngeren Schwester, die eher jungenhaft wird und auch oft für einen Jungen gehalten wurde.
Es gibt ein geheimes Beet mit Kleeblättern in der Ecke des Spielplatzes. Wir 3 setzten uns und versuchten ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Ich wollte eines als Glücksgeschenk für Okaasan finden.
„Ich frage mich, ob wir wirklich eines finden werden?“ sagte Emi.
Ich antwortete was schon eine Weile durch den Kopf ging. „Ein vierblättriges Kleeblatt ist nur eine deformierte Version eines normalen, dreiblättrigen, richtig? Warum sollte etwas Deformiertes glücklich sein?“
Emi dachte etwas darüber nach und sagte dann, „Weil es einzigartig ist.“
Vielleicht hat sie recht. Es ist nicht einfach Glück zu finden. Ich denke darum fühlen wir uns fröhlich und sagen, „Gut dass wir versucht haben eines zu finden!“ wenn es jemand wirklich versucht.

Ich fiel diesen Morgen hin und verletzte mich. Es brachte mich zum Weinen. Ich muss viel stärker werden. Ich weiß nicht ob es daran lag, dass ich in Eile war oder weil ich mich hetzte. Als ich versuchte meine Beine vorwärts zu setzen, wollten sie sich nicht bewegen so stolperte mein Körper nach vorne. Ich erfasste das Geländer, aber es stützte mich nicht gut genug. Ich ging mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.
Als ich auf einer Trage den Gang entlang zum Krankenzimmer getragen wurde, konnte ich einen flüchtigen Blick auf den blauen Himmel erhaschen.
„Oh“, dachte ich, „ es ist so lange her, dass ich den blauen Himmel auf meinem Rücken liegend sehen konnte!“
Und als ich auf dem Bett im Krankenzimmer lag konnte ich den blauen Himmel wieder vom Fenster aus sehen. Die weißen Wolken sahen sehr schön aus als sie über den blauen Himmel dahin schwebten. Genau, wann immer ich in der Zukunft festsitzen werde, werde ich in den blauen Himmel blicken.
In dem Sukiyaki Lied sang Kyu Sakamoto, „Ich werde beim Weitergehen nach oben sehen, so dass meine Tränen nicht fallen..“ Das ist gut, das ist Kampfgeist.
Ich schlief gut für etwa eine Stunde. Ich fühlte mich viel besser, also stand ich auf und ging zur Toilette (die im westlichen Stil). Auf der Toilette kam es mir, dass Auguste Rodin vielleicht die Idee The Thinker zu erschaffen kam, als er auf der Toilette saß.

Ich bin immer von der Tatsache geschlagen, dass ich mich zu langsam bewege.
Gestern war es an mit die Büchereiaufgaben zu erledigen. Ich kam nach etwa 20 Minuten dort an als ich den Gang im zweiten Stock benutzte. Aber es war niemand dort. Ich war zu spät.
Halb weinend lieh ich mir das Buch Wild Animals I Have Known von Ernest Thompson Seton aus. Ich weinte, auch wenn ich wusste dass ich die Hausmutter per Interkom darüber verständigen konnte wenn ich in der Bücherei eingeschlossen wäre.
Heute kam ich dort gegen 16 Uhr an. Der aufsehende Student schickte mich weg und sagte, „Bitte verlasse schnell die Bücherei! Wenn du nach einem Buch suchen willst, komm früher her.“
Feindseligkeit“ Ich fühlte mich erbärmlich. Ich bin doppelt so langsam wie die Anderen also hab ich keine Zeit zu verlieren. Es dauert zu lange einfache Dinge zu erledigen (z.B. waschen) Fehlende Ideen oder Absichten sind hierbei egal.

Heute gingen wir auf einen Ausflug in den Zoo. Ich mag Zoos nicht mehr.
-    Das traurige Gesicht des Orang-Utans. (Ich hörte dass Orang-Utans sehr nervöse Tiere wären die schnell neurotisch reagieren.)
-    Der Schimpanse warf mit Steinen.
-    Ein Pelikan, der nicht einmal einen Fisch fangen kann.
-    Einen bemitleidenswerten Strauß.
Es machte mich müde und deprimiert diese Kreaturen zu betrachten.

Ich hasse den Arbeitsdienstplan des Wohnheims. Aber ich denke man kann nichts dagegen machen, denn ohne ihn würde ein Gruppenleben nicht gut gehen.. Weil ich langsam bin, bin ich immer ein oder zwei Schritte hinter den Anderen in allen Tätigkeiten die wir zusammen machen.
Um meine Langsamkeit zu verbergen beendete ich das Säubern des Raumes bei der Hälfte, bevor ich zur Radiogymnastik am Morgen ging. Aber als ich zurückkam sagte der die Raumleiterin plötzlich, „Aya, du kannst den Raum nicht aufräumen, oder? Also kümmere dich um die Handtücher und die Entsorgungsbehälter in der Toilette“! Ich war frustriert dass ich nicht zurückredete als sie zu dem Entschluss kam, dass ich es nicht tun konnte.
‚Vergib alles, erdulde das Unduldsame, ertrage das Unerträgliche..‘ In einigen Punkten suchen mich die Lehren Gottes heim. Es ist die Art zu Denken die mich schwächt.

Könnte ich meinen Körper schneller bewegen, wäre ich glücklich gewesen loszugehen und die Toilette zu reinigen. Aber ich konnte meine Meinung nicht klar ausdrücken. Ich verließ den Raum ohne etwas zu sagen (obwohl ich dachte, „Du Ratte!“).
Sobald ich raus ging fühlte ich mich bitte und begann zu weinen. Die Hausmutter kam gerade vorbei und sagte, „Aya, du solltest nicht weinen solange du in einer Gemeinschaft wie hier lebst.“
Was soll ich tun?

Ich ging nach Hause. Ich reinige den Käfig der Sittiche. Als ich ging, spürte ich einen leichten Schmerz an der Innenseite meines linken Hüftgelenks. Ich seufzte, dachte dass nun mein wichtiges linkes Bein zusammenbrechen würde... Ich war entsetzt als ich die unnatürliche Bewegung meiner linken Hand sah (die 5 Finger bewegen sich individuell wenn ich meine Hand öffne oder sie strecke). Ich habe auch Schmerzen auf der linken Seite meiner Brust, in den Gelenken meiner Arme und in meiner rechten Gesäßhälfte.
Vielleicht schlug ich falsch auf, als ich hinfiel. Ich sollte mir noch einen Umschlag machen.

Mein rechtes Knie und Bein stechen. Endlich... Im Bad streichelte ich sie, dabei murmelnd, „Ich traf mit meinem Rücken und Schultern auf, als ich fiel. Armer Körper, überall verletzt!“
Von heute an werde ich versuchen jeden Tag 10 Minuten lang zu gehen. Hiermit fordere ich mich selbst heraus um zu sehen wie weit ich laufen kann! Mit diesem Tempo werde ich nicht dazu fähig sein die menschliche Höhe von 1,2 Metern (die Höhe meiner Augen, wenn ich aufrecht stehe) beizubehalten wenn ich im dritten Jahr der High School bin.

Ich bat einen der Studenten mir Fotos vom Ausflug der Drittklässler zu zeigen. Ich frage mich ob ich dazu fähig sein werde dem Ausflug nächstes Jahr mitzumachen?
Um zu verstehen, dass ich eine behinderte Person bin:
1.    Aufgeben, Ich muss mein Limit kennen und mir eingestehen dass ich eine physikalische Behinderung habe. Ich werde mir von diesem Startpunkt aus mehr Mühe geben.
2.    Mein gesundes, vergangenes Ich vergessen. Ich kann in meinem Träumen laufen. Sigmund Freuds The Interpretation of Dreams zufolge habe ich einen unglaublich starken Wunsch (das ist natürlich nur eine Deutung).
Morgen ist der Tag unserer Schüler-Tanzaufführung. Ich bin mir immer noch nicht völlig bewusst behindert zu sein, also habe ich versucht wunderschön zu tanzen. In Wahrheit denke ich, dass mein Kampfgeist falsch ist. Ich habe hart trainiert, aber es ging nicht besonders gut voran.
Als ich heute zurückkam, mich kaputt fühlend, begann der Motor des Rollstuhls bei geringer Geschwindigkeit zu klingen als würde er ebenso leiden.
„Bin ich so schwer? Entschuldige. Halte durch!“
Ich fühlte mich für mein Gewicht von 35 Kilogramm verantwortlich.

Bin ich heute voller Lebensfreude? Niemals. Ich mache meine Aufgaben nur, weil ich nichts daran ändern kann. Ich nahm an der Radiogymnastik teil, aß etwas, wusch ein wenig, brachte den Müll raus, nahm am Appell teil...
Die Hausmutter sagte „Es ist geschäftig am Morgen, nicht wahr?“
Ich wünschte, ich hätte antworten können, „Ich werde mein ganzes Leben lang viel beschäftigt sein.“ aber mein Gesicht fror ein.

Ich glaube, Menschen können nur dann von sich selbst als Menschen denken, wenn sie gehen können. Zum Beispiel denkt ein Generaldirektor über verschiedene Wege nach mehr Geld zu verdienen, während er vor seinen Schreibtisch auf und ab geht.
Und vielleicht ist das der Grund warum so viele Liebespaar über ihre Zukunft reden, während sie spazieren gehen?

Suzuki-Sensei‘s Augen
Erinnern mich an die Augen eines Elefanten
Eine schützende Gottheit in Indien
Ein Elefant weiß alles
Ich liebe diese sanften Augen


Ich war in einem Tagtraum im Klassenzimmer. Ganz alleine... Ich erinnerte mich daran, wie mich ein Lehrer zu Recht wies, weil ich über den Gang lief und mit meinem Tisch ratterte, ich war in der Grundschule!
Ich erinnerte mich daran, wie einem Jungen der Hintern versohlt wurde, weil er durch das Klassenzimmerfenster auf dem Gang sprang. Ich könnte so einen angewandten Scherz nicht machen. Ich sah nur zu mit einem Lächeln im Gesicht. Ich hätte solche Dinge auch tun sollen, als ich noch konnte.
Durch ein Fenster springen... Niemand war hier. Es war ruhig. Dort war ein Fenster und dort war ich.
BUMMS!
„Was zur Hölle tust du? Das ist gefährlich.“
Das Krankenzimmer musste mir erneut helfen. A-Sensei verwies mich als „ein Mädchen mit selbstverletzendem Verhalten.“
Es war schmerzhaft, aber ich hatte die Zufriedenheit gespürt aus dem Fenster zu gehen, selbst wenn ich krabbeln müsste. Ich werde es nicht noch einmal machen.

Ich hatte gehofft, dass die Bewegungen meines Körpers etwas besser werden, wenn es wärmer wurde. Aber stattdessen werden sie schlimmer. Ich hatte gehofft, während der Sommerferien wieder ins Krankenhaus zu gehen, um von neuer Medizin zu profitieren, also ging ich hin.
Kalte Worte... Ich kann während der Sommerferien nicht im Krankenhaus bleiben, weil sie keine neue Medizin hatten...
Ich fühlte mich, als wurde die medizinische Wissenschaft mich aufgeben! Es war wie von einer Klippe gestoßen zu werden. Jetzt bin ich von Verzweiflung erfüllt. Es ist, als wäre mir mit einem Hammer auf den Hinterkopf geschlagen worden...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen