Mittwoch, 1. Juni 2011

18 Jahre alt - Training

1.    Ein Paar Krücken benutzen (Ich fiel beinahe, da ich nicht genug Kraft in meiner rechten Hand habe)
2.    Das Aufstehen von einem Sessel üben
3.    Auch wenn mir gesagt wurde, ich wäre nicht fähig dazu zu gehen außer wenn ich dabei knien würde, fühlte ich mich schwindlig und konnte es nicht gut.
4.    Handarbeit: Stricken, basteln, etc.

Der 20. Tag im Krankenhaus. Ich hatte eine zweite Testrunde um meine Funktionen zu überprüfen.
„Keine Veränderungen“, sagten sie mir.
Ich war schockiert!
„Aber du hast dich auch nicht weiter verschlechtert“, fügten sie hinzu.
Das ist nicht gut! Ich muss besser werden – selbst wenn es nur ein bisschen wäre.
Ich ging in das Rehabilitationszimmer. Es waren viele, körperlich behinderte Erwachsene hier, aber kaum Kinder. DA war ein Mann, welcher aufgrund eines Schlaganfalls auf einer Seite gelähmt war. Als er mich zähne knirschend bei dem Versuch auf einer Matte zu knien ansah, wischte er sich seine Tränen weg. Mit meinen Augen sagte ich ihm, „Sehen Sie, ich kann es mir wirklich nicht leisten nun zu weinen. Ich habe solche Schmerzen, ich möchte weinen aber ich hebe es mir auf bis ich laufen kann. Sie sollten ebenfalls dranbleiben, OK?“
Ich fühle mich unwohl und ängstlich bei der Tatsache wie viel Mühe ich mir geben muss um zu laufen. Als ich zu meinem Zimmer zurückkehrte, hielt ich ein paar Stricknadeln – obwohl statt ‚halten‘ sollte es wohl eher ‚fassen‘ heißen. Wenn ich sie erst mal erfasst habe, kann ich sie nicht mehr loslassen; mein Körper wird steif und ich kann meine Hand nicht mehr öffnen oder zur Faust machen. Es kostet mir 30 Minuten eine einzige Reihe zu stricken.
Ich denke, ich werde das Kindergartenlied Musunde, hiraite (Balle deine Fäuste, öffne sie...) üben, es dabei vor den anderen Patienten in meinen Zimmer geheim haltend.

Wann immer der Krankenhausdirektor oder der zuständige Arzt vorbeikommen, folgen ihnen eine Menge junger Assistenzärzte. Ihre Unterhaltungen machen mich traurig:

Item 1. Die Computerroute in meinem Kleinhirn ist kaputt, so dass Bewegungen, die normale Leute unbewusst tun, nur dann möglich sind, wenn die Anweisung zuvor in meinem Kleinhirn gespeichert wurde.

Item 2. Mein gelegentliches Grinsen ist pathologisch.

Die Assistenzärzte hören dem Chef oder dem vertretenden Arzt ernst zu, aber ich fühle mich verbittert. Es ist nicht nett, wenn man sie so über einem reden hört. Ich mag die Assistenzärzte, weil es lustig ist, wenn wir über Bücher oder Freunde reden, aber sie werden während dieser Besuche, wenn sie mich dabei neugierig ansehen, völlig anders. Allerdings können sie keine guten Ärzte werden, wenn sie nicht viel lernen, also denke ich, dass man es nicht ändern kann...

 Ich kann mich rasch im Krankenhaus fortbewegen, dank des großartigen Services meines Rollstuhls – wenn ich zur Rehabilitation, verschiedenen Untersuchungn oder meiner Zahnbehandlung gehe. Ich habe mich mit vielen Patienten und Krankenschwestern angefreundet. K-san hat ein paar Reisbällchen für mich gemacht. Der Mann mittleren Alters, der mir eine Melone schenkte, lädt mich dazu ein, am Abend mit ihm fernzusehen.

Eine Assistenzschwester brachte mir ein Eis. Die Frau mittleren Alters im Zimmer 800 arrangierte ein paar Blumen in einer Vase für mich. Ich las ein Märchen mit Mami-chan. Es fühlt sich an, als wären sie alle meine Verwandten. Als der Mann mittleren Alters das Krankenhaus verließ, sagte er mit Tränen in den Augen zu mir, „Aya, gib dein Bestes bis zur letzten Minute!“ Ich habe wirklich die Gelegenheit eine große Anzahl an Leute kennen zu lernen. Jeder sagt, „Du bist ein gutes Mädchen, Aya. Ich mag dich.“ (Aber mir ist das peinlich, weil ich nicht denke, dass ich ein 'gutes Mädchen' bin.) Ich bin nur für eine kurze Zeit hier, aber ich werde euch alle nie vergessen.“

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