Donnerstag, 2. Juni 2011

18 Jahre alt - Zu Hause

Ich hatte ein Gefühl der Nostalgie, als ich meine gesamten Sachen auspackte, die ich während meines Lebens im Internat benötigt hatte. Jetzt fühle ich mich wie eine alte Frau. Okaasan und Otou-san gehen zur Arbeit und meine Brüder und Schwestern leben ihr normales Leben, der Schule oder der Vorschule verpflichtet zu sein. Wenn ich die einzige in der Familie bin, die ein undiszipliniertes Leben führt, werde ich eine Last für sie werden. Also sollte ich zumindest versuchen, ein strukturiertes Leben zu führen:

1.    Ich werde Menschen richtig anreden: „Danke“, „Guten Morgen“, etc.
2.    Ich werde versuchen, Wörter deutlich und klar auszusprechen.
3.    Ich werde versuchen, eine rücksichtsvolle Erwachsene zu sein.
4.    Training. Ich werde etwas an Stärke zulegen und im Haushalt helfen.
5.    Ich werde etwas finden um zu leben. Ich möchte nicht sterben, während ich noch Dinge
       habe, die ich tun muss.
6.    Ich werde versuchen, mich an die familiäre Routine zu halten (Zeiten für Essen,
       Bäder, etc.)

 Verdammt! Verdammt! Ich schlage meinen Kopf gegen mein Kissen.

Jeden Tag zwischen acht Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags bin ich hier allein. Ich bin unerträglich einsam. Ich schreibe in mein Tagebuch oder ein paar Briefe, ich schaue die Fernsehsendung Tetsuko no heya (Tetsukos Zimmer) und ich esse zu Mittag. Dann wische ich den Boden, zum Teil als eine Form von Training. Ich führe ein freies Leben, aber in Wirklichkeit ist es nicht frei zu kontrollieren.

Ich fühle mich erleichtert, wenn wir alle zusammen zu Abend essen. Aber dann fühle ich mich wieder einsam, wenn ich zu Bett gehe, denke, dass morgen wieder genauso wie heute sein wird. Gerade als ich so dachte, fiel ich hin, obwohl ich mich in einer sitzenden Position befand. Ich brach mir die Krone meines Zahnes, den ich deswegen zuvor schon in Mitleidenschaft gezogen hatte.

„Aya, deine Stimme wird in letzter Zeit leiser“, sagte Okaasan zu mir, „Deine Lungenkapazität nimmt ab, also denke ich, dass du mehr das Sprechen üben solltest. Warum singst du nicht laut zur Tageszeit? Keiner wird dich auslachen. Und wenn du alle darum bittest zusammen zu kommen, ruf uns so laut, dass wir alle überrascht sein werden! Warum übst du jetzt nicht ein bisschen?“

Ich saß auf dem Boden mit gestrecktem Rücken und schrie „Hey!“ Meine Tonlage war sehr hoch und wir brachen beide in Lachen aus. Ich versuchte es noch einmal: „Hey!“ Meine Brüder und Schwester kamen die Treppen herabgelaufen, und riefen alle: „Was ist los?“
Ich hab's geschafft!

„Von jetzt an“, erklärte Okaasan, „wird Aya 'Hey!' rufen, wann immer wir möchten, dass sich jeder von uns für etwas hier versammelt. Nun, jetzt wo alle hier sind, wie wäre es mit einer Nachspeise?“
Wir lachten alle über die humorvolle Art, wie Okaasan zu uns sprach und aßen dann ein paar Bananen.

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